Kinder und Jugendliche: Expertenrat für Stärkung verhaltenspräventiver Maßnahmen

Berlin – Der Expertinnen- und Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“ hat eine Stellungnahme zur „Krankheitsprävention bei Kindern und Jugendlichen“ veröffentlicht. Empfohlen wird unter anderem, verhaltenspräventive Maßnahmen durch gezielte Steuerungsinstrumente wie eine Zuckersteuer oder bestimmte Werbeverbote zu unterstützen und die Gesundheitskompetenz weiter zu verbessern.
„Je früher im Leben Krankheitsvorbeugung beginnt, desto erfolgreicher ist es möglich, diese im späteren Leben zu verhindern oder zumindest abzuschwächen“, betonte Jörg Dötsch, Mitglied des Expertinnen- und Expertenrats. Zahlreichen Erkrankungen wie der Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes mellitus und der Demenz könne man wirksam vorbeugen.
Um dies zu erreichen, seien vor allem neue Formen der Aufklärung erforderlich, aber auch Maßnahmen, die eine Werbung für ungesunde Lebensführung unterbinden. Eine weitere wichtige Maßnahme stelle die Überprüfung und Weiterentwicklung der bisher bestehenden Verfahren zur Vorbeugung ebenso wie zur Früherkennung von Erkrankungen dar, so der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).
Zudem sollten die in den U-Untersuchungen bei Kinderärzten und in der Schuleingangsuntersuchung erhobenen Daten bundesweit standardisiert und zusammengeführt werden, fügte Wolfgang Hoffmann, Mitglied des Expertenrats und Koordinator der AG Prävention, hinzu. „Eine bevölkerungsbezogene verlässliche Datenbasis unterstützt die weitere Verbesserung von vorsorgenden Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen.“
Im Zusammenhang mit einer Verbesserung der zielgruppengerechten Ansprache, Aufklärung und Motivation zur Verhaltensprävention spricht sich der Expertenrat für eine enge Zusammenarbeit des Gesundheitssystems mit weiteren Sektoren, wie etwa Sport- und Bildungssystem, aus.
Auch müssten Eltern als Zielgruppe der Prävention für ihre Kinder in den Fokus genommen werden. Dies insbesondere deshalb, weil das Gesundheitsverhalten der Eltern bereits in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren die Risiken für das (ungeborene) Kind maßgeblich erhöhen könne.
Entsprechende Präventionsstrategien müssten hierzu aufklären und „für eine Verantwortungsübernahme sensibilisieren, ohne zu stigmatisieren“. Beispielsweise seien individualisierbare und interaktive digitale Formate im elektronischen Mutterpass denkbar.
Sinnvoll seien auch verstärkte Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung, mentaler Gesundheit, körperlicher Aktivität und anderer Formen aktiver Freizeitgestaltung. Dies könne etwa durch eine flächendeckende Implementierung von Gesundheitscoaches in Kitas und Schulen ermöglicht werden.
Die Fachleute sprechen sich außerdem dafür aus, eine stärkere Verzahnung der sekundären Präventionsmaßnahmen durch Überwinden der Sektorengrenzen zwischen öffentlichem Gesundheitsdienst (ÖGD) sowie ambulantem und stationärem Sektor anzustreben. So sollen höhere Impfquoten und bessere Teilnahme an Screening- und Früherkennungsuntersuchungen erreicht werden.
Zur besseren Erfassung von Impfungen und sekundärpräventiven Untersuchungen soll die elektronische Patientenakte (ePA) herangezogen werden. Auf diesem Weg könne eine vorausschauende Dokumentation etabliert werden, die in eine bundesweit einheitliche zentrale Datenstruktur münden sollte.
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