Politik

Krankenhäuser wegen Personalausfällen besorgt

  • Mittwoch, 13. Juli 2022

Berlin – Die Coronasommerwelle und die damit verbundenen Krankheitsausfälle machen vielen Krankenhäu­sern in Deutschland zu schaffen. Nur in wenigen Bundesländern scheint die Lage derzeit etwas entspannter zu sein, wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur ergab. Der überwiegende Tenor lautet jedoch: Im Herbst könnte es sich zuspitzen.

Die coronabedingten Krankheitsausfälle und der generelle Fachkräftemangel im Zusammenspiel mit der der­zeitigen Urlaubszeit belasten derzeit viele Krankenhäuser und wirken sich teilweise schon auf die Patienten aus. In Bayern, Baden-Württemberg und in einigen anderen Bundesländern müssen aufgrund des ausfallen­den Krankenhauspersonals weniger dringliche Operationen bereits verschoben werden.

„Es gibt immer mehr Ausfälle in Kliniken, nicht flächendeckend, sondern punktuell. An bestimmten Kliniken haben wir wirklich Ausfälle von 20 bis 30 Prozent des Personals“, sagte Eduard Fuchshuber von der Bayeri­schen Krankenhausgesellschaft (BKG). Entweder seien die Mitarbeiter selbst infiziert oder müssten etwa Kinder betreuen, die wegen Corona zu Hause säßen.

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) verweist zudem auf den Fachkräftemangel und geht davon aus, dass aktuell zehn bis 15 Prozent der Krankenhausbetten nicht belegt werden können, ob­wohl die Coronalage noch relativ stabil sei. Bei neuen Corona- oder Grippewellen würde sich die Situation weiter verschärfen, warnt der BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag.

Auch in Berliner Krankenhäusern machen sich steigende Coronafallzahlen und Krankmeldungen von Mitar­beiter bereits bemerkbar. „Der Personalstamm ist bereits stark reduziert durch Infektionen und Quarantäne“, sagt Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft.

In den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein führen Coronainfektionen ebenfalls zu einer Verschärfung der Personalsituation. Demnach fehlen von rund 40.000 Beschäftigten nach Angaben des Geschäftsführers der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, Patrick Reimund, etwa 1.000 wegen Corona.

Auch in Nordrhein-Westfalen herrscht ein coronabedingter sowie allgemeiner Fachkräftemangel. Verschärft wird die Lage durch die seit Wochen laufenden Streiks an den Universitätskliniken. Das NRW-Gesundheits­ministerium schätzte die Lage jedoch als „angespannt, aber beherrschbar“ ein.

In Hamburg ist die Lage trotz des Krankenstands unter den Beschäftigten bisher noch nicht besorgniserre­gend. „Auf dem aktuellen Niveau sind wir in den Hamburger Asklepios Kliniken noch in der Lage, die Versor­gung in allen medizinischen Bereichen zu gewährleisten“, sagte ein Sprecher.

Allerdings mussten auch hier in wenigen Einzelfällen aufgrund unvorhergesehener und nicht sofort kom­pen­sierbarer Personalausfälle geplante Untersuchungen und Behandlungen kurzfristig verschoben werden.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wandte sich gegen mögli­che kürzere Isolationszeiten für infizierte Klinikbeschäftigte. „Das Risiko, dass ein Mitarbeiter dann die Pa­tienten ansteckt, ist viel höher als der Benefit der Arbeitsleistung, die man dadurch generiert“, sagte Präsident Gernot Marx der Zeit.

In manchen Bundesländern und ihren Kliniken hingegen zeichnet sich eine entspanntere Lage ab: In den gro­ßen Krankenhäusern in Brandenburg beispielsweise kann man noch keine Engpässe aufgrund von Personal­knappheit erkennen.

Dort sei die Krankenquote beim Personal vergleichbar mit der im Vorjahreszeitraum und könne in der Klinik bisher gut ausgeglichen werden, teilte eine Sprecherin der des Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann mit.

dpa

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