Krankenkassen mit knapp 780 Millionen Euro Defizit im ersten Quartal

Berlin – Die gesetzlichen Krankenversicherungen haben in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ein Defizit in Höhe von 776 Millionen Euro erzielt. Dies geht aus heute vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlichten Zahlen hervor.
„Die Krankenkassen haben im 1. Quartal ein erhebliches Defizit ausgewiesen, weil die Ausgabenentwicklung deutlich an Dynamik gewonnen hat. Auch wenn die Finanzdaten für das erste Quartal mit Blick auf die Gesamtjahresentwicklung noch mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten sind, müssen wir diese Entwicklung ernst nehmen“, kommentierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Daten.
Umso wichtiger sei es nun, dass man die „vielen effizienzsteigernden Strukturreformen im Gesundheitswesen" weiter zügig voranbringe, so Lauterbach. Er verwies hierzu insbesondere auf den Krankenhausbereich - in diesem seien die GKV-Ausgaben erneut sehr stark gestiegen. „Mit Überkapazität und 30 Prozent Bettenleerstand zeigt sich erneut die Notwendigkeit der Krankenhausreform.“
Auch die Notfallreform sowie das Gesunde-Herz-Gesetz würden Kosten senken. Diese und weitere Reformen seien zentrale Bausteine, um die GKV-Finanzen mittel- bis langfristig zu stabilisieren, erläuterte der Gesundheitsminister. Man werde die Versorgung effizienter gestalten, die Versorgungsqualität erhöhen und unnötige Ausgaben vermeiden.
Laut den vorläufigen Rechnungsergebnissen betrugen die Finanzreserven der Krankenkassen zum Quartalsende rund 7,6 Milliarden Euro. Dies entspricht 0,3 Monatsausgaben und somit dem Eineinhalbfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve in Höhe von 0,2 Monatsausgaben.
Den Einnahmen der Kassen in Höhe von 79,5 Milliarden Euro standen im ersten Quartal 2024 Ausgaben in Höhe von 80,2 Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,3 Prozent einen Zuwachs von sieben Prozent.
Finanzentwicklung nach Krankenkassenarten
Die Ersatzkassen erzielten laut den Zahlen ein Defizit von 314 Millionen Euro, die Ortskrankenkassen von 282 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen von 128 Millionen Euro und die Innungskrankenkassen von 72 Millionen Euro. Die Knappschaft erzielte hingegen einen Überschuss in Höhe von 23 Millionen Euro. Die nicht am Risikostrukturausgleich teilnehmende Landwirtschaftliche Krankenkasse verbuchte ein Defizit von 23 Millionen Euro.
Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15. Januar 2024 über eine Liquiditätsreserve von rund 9,4 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete ein Defizit von 4,5 Milliarden Euro. Ein bedeutender Teil des Defizits resultiert daraus, dass im Jahr 2024 insgesamt 3,1 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve an die Krankenkassen ausgeschüttet werden, um die Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen zu stabilisieren.
Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen allerdings um 7,5 Prozent und damit deutlich stärker als in den letzten Jahren. In absoluten Zahlen stiegen die Leistungsausgaben der Krankenkassen im 1. Quartal um 5,32 Milliarden Euro.
Krankenhauskosten um fast zwei Milliarden gestiegen
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind im ersten Quartal 2024 um 8,5 Prozent beziehungsweise 1,94 Milliarden Euro gestiegen. Das BMG betont, das der Krankenhausbereich damit einen „maßgeblichen Treiber der hohen Ausgabendynamik“ darstellt. Insbesondere die Pflegepersonalkosten seien mit rund 10,5 Prozent (510 Millionen Euro) erneut äußerst dynamisch gestiegen.
Die Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln stiegen ebenfalls stark um 9,1 Prozent (1,12 Milliarden Euro) an. Das BMG weist darauf hin, dass diese Entwicklung in besonderem Maße vom Auslaufen des in 2023 einmalig erhöhten gesetzlichen Herstellerabschlags von sieben auf zwölf Prozent durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geprägt sei.
Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind von Januar bis März um moderate 4,7 Prozent (558 Millionen Euro) gestiegen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: