GKV-Finanzierung: Maag warnt vor möglichem Kipppunkt

Berlin – Mit Blick auf die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems befinde man sich vor einem „Kipppunkt“, warnte heute Karin Maag, Unparteiisches Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), im Rahmen des SpiFa-Fachärztetags 2024.
Die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung würden stetig weiter ansteigen, dabei verzeichne man bereits jetzt historisch hohe Beitragssätze zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), betonte Maag. Zudem stünden den hohen Ausgaben im internationalen Vergleich nur mittelmäßige Qualitätswerte gegenüber.
Dem Ausgabentrend ausschließlich mit höheren GKV-Beiträgen zu begegnen, werde nicht dauerhaft möglich sein – weitere Steuergelder seien aber auch nicht in Sicht. Es müssten also Effizienzreserven gehoben werden, so Maag. Hier brauche es Mut für „tiefgreifende Maßnahmen“.
So seien beispielsweise die Budgets für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte „aus der Zeit gefallen“. Deutlich sinnvoller sei es, die vergleichsweise hohe Zahl an Arztkontakten anzugehen, sagte Maag. Dies könne etwa mit gestuften Versorgungspfaden passieren. Zudem müsse die Ambulantisierung weiter gefördert und die Prävention gestärkt werden.
Derzeit folge das Geld der Krankheit, nicht der Gesundheit, merkte Maag hinsichtlich präventiver Leistungen im Zusammenspiel mit dem morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) an. Hier seien durchaus Anpassungen denkbar, um so die Handlungsspielräume der Krankenkassen zu erweitern. Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT), sprach sich dafür aus, den Aspekt Prävention gesamtgesellschaftlich zu denken, diese Aufgabe könne nicht einem Einzelakteur aufgeladen werden.
Von bestehenden Fehlanreizen im Gesundheitssystem sprachen auch Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), und Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands (SpiFa). Beide betonten die Notwendigkeit einer Reduktion der Arztkontakte – beispielsweise mit Steuerungselementen und mehr Gesundheitsbildung. Derzeit werde man in den Praxen „überschwemmt mit Banalitäten“, so Heinrich.
In diesem Zusammenhang könnten auch finanzielle Anreize beziehungsweise Hürden sein, sagte Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbands. Insbesondere könne man so eine Entlastung der Notfallversorgung erreichen. Der Knackpunkt sei allerdings eine politisch durchsetzbare Ausgestaltung.
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