Politik

Lauterbach dringt auf Vorsorge gegen Engpässe bei Kinderarzneimitteln

  • Donnerstag, 24. August 2023
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit /picture alliance, Felix Müschen
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit /picture alliance, Felix Müschen

Berlin – Auf Vorkehrungen gegen mögliche neue Engpässe bei Kindermedikamenten dringt Bundesgesund­heitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Nach derzeitiger Einschätzung könnte im kommenden Herbst und Winter für wichtige Antibiotika und weitere relevante Arzneimittel für Kinder „eine angespannte Versorgungssituation“ entstehen, heißt es in einem Brief an den Verband des Pharmagroßhandels (PHAGRO). Zuerst hatte die Mediengruppe Bayern berichtet.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) habe eine „Dringlichkeitsliste“ mit Kinder­arzneimitteln mit höchster Priorität erstellt. Lauterbach bat darum, Beschaffung und Lagerhaltung dieser Mittel zu intensivieren.

Sein Ressort werde notfalls „eine Gegenfinanzierung prüfen“, hieß es. Die Liste enthält zahlreiche Antibiotika wie Amoxicillin, Cefaclor, Cefuroxim in Form von Pulvern und Granulaten zur Herstellung einer Suspension, aber auch fiebersenkende Arzneien wie Ibuprofen oder Paracetamol.

Um Engpässe bei Medikamenten vor allem für Kinder zuverlässiger abzuwenden, war kürzlich das Arznei­mittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) beschlossen worden. Es macht als Sicherheitspuffer Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Arzneimittel zur Pflicht.

Preisregeln sollen gelockert werden, um Lieferungen nach Deutschland für Hersteller lohnender zu machen. Das Gesetz brauche aber Zeit, um zu wirken, sagte Lauterbach. Um kurzfristig Engpässen vorzubeugen, solle der Großhandel wichtige Medikamente für Kinder daher bereits jetzt bevorraten. „In dieser Erkältungs- und Grippesaison sollen besorgte Eltern nicht erneut vor leeren Apothekenregalen stehen.“

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hatte zuvor vor einer verschärften Arzneimittelknapp­heit im Herbst und Winter gewarnt. „Ich rechne nicht damit, dass die Maßnahmen der Ampel zu einem Ende der Arzneimittelknappheit in diesem Jahr führen werden“, sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach der Rheinischen Post. „Dafür kamen sie zu spät“, fügte er hinzu und riet Eltern, „die Hausapotheke in haushaltsüb­li­cher Menge aufzufüllen“.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat der Bundesregierung vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen den Arzneimittelmangel vorzugehen. Er betonte heute: „Es ist zwar erfreulich, dass Bundesge­sund­heitsminister Lauterbach jetzt einen Brief an den pharmazeutischen Großhandel geschrieben hat. Aber das reicht nicht aus.“

Holetschek bekräftigte seine Forderung nach einem baldigen Krisengipfel der Bundesregierung zu Liefereng­pässen auf dem Arzneimittelmarkt. Das Problem sei seit letztem Winter bekannt, aber die Bundesregierung zögere weiter.

afp/dpa/EB

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