Long COVID: Lauterbach will mit Klinikreform Versorgung verbessern

Jena – Verbesserungen für die Versorgung von unter den Spätfolgen einer Coronainfektion leidenden Menschen will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg bringen.
Im Zuge der von ihm geplanten Krankenhausreform solle etwa der Aufbau von Long-COVID-Spezialambulanzen gefördert werden, sagte Lauterbach am vergangenen Freitag in einer Videobotschaft während eines Long-COVID-Kongresses in Jena. Diese Ambulanzen würden speziell für die Versorgung komplexer Fälle benötigt, so Lauterbach. „Dafür haben wir noch nicht ausreichend die Strukturen.“
In Jena hatte am vergangenen Freitag der erste Fachkongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long COVID begonnen. Fachleute und Betroffene tauschten dabei bisherige Erkenntnisse zu Diagnostik und Therapie aus. Lauterbach sagte, angesichts der Vielzahl der Krankheitsbilder und der Betroffenen sei Long COVID ein „forschungsmäßiger Notfall“.
Die Bundesregierung sehe den Bedarf, unterstütze bereits eine Reihe von Forschungsvorhaben und wolle dies verstärken, so der Bundesgesundheitsminister. Der Ärzteverband hatte im Vorfeld gefordert, deutlich mehr in die Erforschung von Long COVID und die Behandlung Erkrankter zu investieren.
Bei der medizinischen Betreuung von entsprechenden Patienten sind nach Einschätzung von Fachleuten mehr und besser abgestimmte Versorgungskapazitäten notwendig. Sinnvoll seien regionale Netzwerke zwischen spezialisierten Ambulanzen und niedergelassenen Ärzten, sagte die Ärztin Claudia Ellert auf dem Kongress. An den rund 90 Spezialambulanzen bundesweit müssten Erkrankte zwischen sechs und neun Monate auf einen Termin warten.
Mit den teilweise extremen Spätfolgen einer Coronainfektion kämpfen in Deutschland nach Kongressangaben rund drei Millionen Menschen, dies sind etwa zehn Prozent der seit Pandemiebeginn Infizierten. Sie leiden teils monatelang unter Symptomen wie chronischer Erschöpfung (Fatigue), Atemwegsproblemen oder kognitiven Einschränkungen.
Allerdings seien nicht alle Betroffenen gleich ein Fall für diese Ambulanzen, sagte Ellert. Hier sei die Beurteilung der Hausärzte wichtig. „Wir brauchen ein interdisziplinäres Versorgungsnetz mit dem Hausarzt als Lotse“, ergänzte Andreas Stallmach, Leiter der Post-COVID-Ambulanz am Jenaer Universitätsklinikum.
Die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), Ellen Lundershausen, plädierte für ein Stufenprogramm. Zugleich verwies sie auf die Überlastung vieler Hausärzte, denen nicht genug Zeit für die Betroffenen bleibe.
Oftmals seien Long-COVID-Erkrankte so schwer beeinträchtigt, dass sie sich weder auf den Weg zu den verschiedenen Fachärzten noch zu den teils weit entfernten Spezialambulanzen machen könnten, sagte Stallmach. Das Universitätsklinikum Jena will deshalb ein wohnortnahes Versorgungskonzept entwickeln. Kern ist eine mobile Ambulanz, die Diagnostik und Betreuung vor Ort mit Videosprechstunden kombiniert.
Für eine entsprechende Studie, die auf drei Jahre angelegt ist und knapp 700 Patienten einschließen soll, habe der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) 5,8 Millionen Euro bewilligt.
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