Politik

Steinmeier: Gesundheits­versorgung für arme Menschen verbessern

  • Donnerstag, 2. Juni 2022
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) trifft bei seinem Besuch des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“ in Mainz auf Wolfgang Fahr. Der 89-jährige ist der älteste Patient der Einrichtung. /picture alliance, Serhat Kocak
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) trifft bei seinem Besuch des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“ in Mainz auf Wolfgang Fahr. Der 89-jährige ist der älteste Patient der Einrichtung. /picture alliance, Serhat Kocak

Mainz – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für eine bessere Gesundheitsversorgung für Men­schen in Armut stark gemacht. Beim Besuch einer medizinischen Ambulanz für Obdachlose in Mainz hat er sich mit Betroffenen ausgetauscht und war mit dem Sozialmedi­ziner Gerhard Trabert zusammengekommen. Er erwiderte damit dessen Besuch Anfang März im Schloss Bellevue.

Steinmeier besuchte den Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland“, der das Ziel verfolgt, die Gesund­heits­versorgung für hilfebedürftige Menschen zu verbessern. Gründer und Vorsitzender ist Trabert, der zuletzt für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte – und erwartungsgemäß gegen Amtsinhaber Steinmeier verlor.

Der Bundespräsident sagte weiter, Deutschland habe zwar eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung, von der allerdings nur „fast jeder“ profitiere. „Einige fallen durchs Raster, weil sie aus irgendwelchen Gründen im Verlauf ihrer Biografie aus der Krankenversicherung herausgefallen sind.“

Er betrachte es als seine Aufgabe als Bundespräsident, „aufmerksam zu machen, dass es Lücken im System gibt“, sagte Steinmeier. Daher müsse nach Möglichkeiten gesucht werden, die Gesundheitsversorgung der Menschen zu verbessern, „die zu den Ärmsten, den Schwächsten, den Verwundbarsten gehören“.

Dazu gehöre auch die Wohnungsnot. „Dass mitten unter uns in einem wohlhabenden Land Menschen auf der Straße leben und ohne ein Dach über dem Kopf, darüber dürfen wir nicht achselzuckend hinweggehen“, sagte Steinmeier.

Der hohe Gast betrat das „Arztmobil“ von Traberts Verein und sprach dort mit dem 89-jährigen Wolfgang Fahr, dem ältesten Patienten Traberts. Dieser erzählte Steinmeier, wie er 30 Jahre lang „auf Wanderschaft“ war und dabei mehrfach wegen „Landstreicherei“ inhaftiert wurde. Inzwischen lebt er in einem Seniorenheim. Stein­meier erkundigte sich nach dem 90. Geburtstag Fahrs und versprach: „Wir merken uns den 6. Oktober.“

Anschließend traf der Bundespräsident mit dem 68-jährigen Diskjockey Michael Schweickert zusammen, der lange Zeit nicht krankenversichert war und bei Beschwerden im Alter große Probleme hatte, wieder zu einer Versicherung zurückzukommen.

Dabei half ihm die von Armut und Gesundheit in Deutschland eingerichtete Clearingstelle Krankenversiche­rung. „Er ist kein Einzelfall“, sagte Trabert. „Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Krankenkassen nicht rechtskonform beraten.“

Trabert sagte, es sei wichtig, „dass der Bundespräsident genau jetzt zu uns gekommen ist und Armut, Ausgren­zung und Obdachlosigkeit in den Fokus der öffentlichen Diskussion stellt“. Derzeit werde im Zuge des Krieges in der Ukraine viel über die Sicherung der Demokratie nach außen diskutiert.

Man denke aber zu wenig über innere Sicherheit nach. „Denn die Demokratie wird destabilisiert, wenn es nicht genug sozialen Ausgleich und soziale Gerechtigkeit in Deutschland gibt“, sagte Trabert.

kna/dpa/lau

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