World Health Summit: Globale Gesundheitspolitik besser vernetzen

Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine bessere Vernetzung der weltweiten Gesundheitspolitik und mehr Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg angeregt. „Es braucht einen Austausch zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und auch zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft“, sagte Scholz gestern bei der Eröffnung des World Health Summit (Weltgesundheitsgipel) in Berlin.
In einer Videobotschaft betonte UN-Generalsekretär Antonio Guterres, dass nun „vom Mahnen zum Handeln“ übergegangen werden müsse. „Und lasst uns stärkere Gesundheitssysteme schaffen – so, wie sie jeder Mensch verdient.“
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, wies darauf hin, dass durch die Coronapandemie offengelegt worden sei, „wie zersplittert und uneinheitlich die globale Gesundheitsarchitektur ist“.
Sie müsse dahingehend gestärkt werden, dass sie „alle einbezieht und einen neuen Ansatz, der der Förderung von Gesundheit und der Vorbeugung von Krankheiten Vorrang einräumt anstatt nur Kranke zu behandeln“.
Der Präsident des Gesundheitsgipfels, Axel Pries, rief ebenfalls zu internationaler Kooperation auf. In dieser Zeit müsse man international in einer „noch nicht dagewesenen Weise“ zusammenarbeiten. Themen wie globale Gesundheit, Frieden, und die Klimaerwärmung und ihre Folgen für die Gesundheit könne man nur gemeinsam und in gegenseitigem Vertrauen bewältigen.
Der World Health Summit 2022, das weltweit größte Treffen für globale Gesundheit, findet noch bis morgen statt. Im Mittelpunkt der dreitägigen Konferenz stehen Themen wie Klimawandel und Gesundheit, Pandemievorsorge, nachhaltige Gesundheitssysteme für die Welt und die Rolle Deutschlands, der G7 und G20 in der globalen Gesundheit. Erwartet werden weit mehr als 300 Sprecher aus aller Welt sowie rund 6.000 Teilnehmer vor Ort und online.
Mit Blick auf den Weltgesundheitsgipfel sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe, Deutschland wolle sein Engagement für Frauen und Mädchen in der globalen Gesundheitsversorgung ausbauen. Bereits in diesem Jahr sollten 57 Millionen Euro für den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen bereit gestellt werden. „Starke Mädchen und Frauen führen dazu, dass ganze Gesellschaften gesünder leben“, betonte Schulze. „Sie sind ein Schlüssel für eine erfolgreiche globale Gesundheitspolitik.“
Im Hinblick auf den UN-Bevölkerungsfonds sagte sie, „zu einer feministischen Entwicklungspolitik gehört auch die Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit“ und der damit verbundenen Rechte. Dadurch ermögliche man Frauen und Mädchen ein gesundes Leben und eröffne ihnen Chancen auf soziale und wirtschaftliche Teilhabe, sagte Schulze weiter.
Von dem von Deutschland bereitgestellten Geld sollen dem Bericht zufolge 15 Millionen Euro in die Unterstützung von Frauen und Jugendlichen fließen, die von den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine betroffen sind.
Der Weltgesundheitsgipfel wurde gestern kurzzeitig durch einen Feueralarm unterbrochen. Bundeskanzler Scholz ging anschließend auf die Bühne und machte Klimaaktivisten dafür verantwortlich. „Jemand hat den Feueralarm gedrückt. Er unterstützt nicht gerade unsere Diskussionen hier“, sagte der SPD-Politiker auf Englisch.
„Sie machen Proteste zu Klima und solchen Sachen und denken, das würde unsere Diskussionen verbessern. Und ich denke, der beste Weg, die Diskussionen zu verbessern, ist nicht hinzuhören und weiterzumachen.“ Die Konferenz wurde daraufhin fortgesetzt, der Feueralarm kurze Zeit später abgestellt.
Vor dem Berliner Hotel, in dem die Konferenz stattfindet, hatten sich Klimaaktivisten zu Protesten versammelt. Einige klebten sich vor dem Hotel am Boden oder an den Eingangstüren fest. Die Gruppe Scientist Rebellion bekannte sich zu der Aktion.
Die nach eigenen Angaben rund 60 Teilnehmer forderten ein sofortiges nationales und internationales Handeln gegen eine eskalierende Klimakrise. „Das Klimaversagen der Regierungen bedroht akut das Leben, die Sicherheit und die Gesundheit der Menschen. Die Klimakrise ist damit auch die größte Gesundheitskrise der Menschheit“, schrieb die Gruppe auf Twitter.
Zudem haben die Abläufe bei der Einreise eines bekannten afrikanischen Gesundheitsexperten nach Deutschland zu Irritationen geführt. Bundesgesundheitsminister Lauterbach erklärte per Twitter, es werde geklärt, „was am Flughafen Frankfurt genau schief lief“. Der betroffene Leiter des Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC), Ahmed Ogwell, befinde sich nun in Berlin. Er sei ein „besonders wichtiger Gast“.
Ogwell war nach eigenen Angaben vorgestern bei der Anreise zum Weltgesundheitsgipfel aufgehalten worden. Ebenfalls auf Twitter erklärte er, er sei bei der Einreisekontrolle „schlecht behandelt“ worden und darüber „sehr irritiert“. Zugleich äußerte er sich dahingehend, dass die Beamten sich ausmalen würden, er wolle illegal einwandern wollen.
Die für den Frankfurter Flughafen zuständige Bundespolizeidirektion wies die Vorwürfe „entschieden“ zurück und sprach von „falschen Verdächtigungen“. Es habe sich um eine „standardisierte Einreiseüberprüfung bei einem visapflichtigen Drittstaatsangehörigen“ gehandelt, teilte sie auf Twitter mit. „Die Einreisebefragung und notwendige Fahndungsabfrage dauerten trotz des unkooperativen Verhaltens des Reisenden nur vier Minuten und sind in jeder Hinsicht rechtmäßig durchgeführt worden“, führte die Bundespolizei an.
Das Africa CDC ist ein von der Afrikanischen Union (AU) gegründetes Zentrum zur Bekämpfung von Krankheiten. Die 2016 gegründete Fachinstitution soll die Mitglieder der Staatengemeinschaft mir ihrem Expertenwissen beim Kampf gegen Krankheitsausbrüche unterstützen. Sie betreibt mehrere regionale Zentralen und bündelt Informationen zum Krankheitsgeschehen. Ogwell leitet das Zentrum.
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