Anteil von Männern mit Essstörung steigt

Hamburg – Innerhalb von zehn Jahren ist der Anteil von Männern mit Essstörungen deutlich gestiegen. Das berichtet die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) unter Berufung auf eine bundesweite Auswertung von Daten ihrer Versicherten.
Demnach stieg die Zahl der 12- bis 17-jährigen Männer, die wegen Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating behandelt wurden, von 2008 bis 2018 um knapp 60 Prozent. Bei den Frauen dieser Altersgruppe waren es im gleichen Zeitraum 22 Prozent.
Nach wie vor machten Frauen den deutlich größeren Teil bei der Diagnose Essstörung aus. Dennoch habe sich das Verhältnis merklich verändert, berichtet die KKH. So seien bei den 12- bis 17-Jährigen im Jahr 2008 noch 80 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer von einer Essstörung betroffen gewesen. 2018 seien es 75 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer gewesen.
Auch bei der Gruppe der über 40-Jährigen habe es einen extremen Anstieg bei den Betroffenen gegeben. Bei den Frauen sei der Wert um etwas mehr als die Hälfte, knapp 54 Prozent, bei Männern mit 95 Prozent um fast das Doppelte gestiegen. Hier liege das Verhältnis mittlerweile bei 85 Prozent Frauen mit Essstörung sowie 15 Prozent bei den Männern. Im Jahr 2008 lag das Verhältnis demnach noch bei 89 zu elf Prozent.
Dass auch über 40-Jährige anfällig für Essstörungen sein können, sei häufig nicht so präsent wie bei Jugendlichen. Statt Hinweisen auf ein mögliches Problem, bekämen Betroffene häufig eher Komplimente dafür, dass sie trotz ihres Alters noch so schlank seien.
Bei Männern gehe eine Essstörung zudem häufig mit suchtartigem Krafttraining oder anderen exzessiv betriebenen Sportarten einher. Dies könne dazu führen, dass Essstörungen im fortgeschrittenen Alter nicht oder zu spät erkannt würden. Die Gründe, aus denen auch Männer offenbar mittlerweile häufiger unter Essstörungen leiden, seien schwer zu ermitteln.
„Möglicherweise sind Essstörungen bei Männern nicht mehr ein so großes Tabu-Thema wie noch vor Jahren. Zudem haben nicht nur Frauen, sondern auch Männer zunehmend mit gesellschaftlichem Druck und Schönheitsidealen zu kämpfen“, heißt es dazu von der KKH. Bei Essstörungen müssten daher beide Geschlechter und auch ältere Patienten in den Blick genommen werden, um chronische Verläufe frühestmöglich zu verhindern.
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