Vermischtes

Appell an FDP für Ja zu Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel

  • Montag, 21. August 2023
/Myst, stock.adobe.com
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München – 61 Organisationen aus Ärzteverbänden, Fachgesellschaften, Wissenschaft, Verbraucher- und Kin­derschutz haben in einem Brief an die FDP-Führung appellieren, das geplante Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel zu unterstützen.

Mit ihrer Ablehnung stelle sich die Partei „gegen den einhelligen Konsens in der Wissenschaft und unter Fach­organisationen“, heißt es in dem heute veröffentlichten Schreiben. Dies bedeute „eine klare Absage an den Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen“.

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der AOK-Bundesverband, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, die Deutsche Diabetes Gesell­schaft, das Deutsche Krebsforschungszentrum, das Deutsche Kin­der­hilfswerk, Foodwatch und der Verbrau­cherzentrale Bundesverband.

In ihrem Appell an FDP-Chef Christian Lindner drücken die Gruppierungen ihre „große Sorge" über jüngste Äußerungen von FDP-Vertretern aus. Die Partei hat keine offizielle Stellungnahme vorgelegt. Aus ihren Reihen gab es aber immer wieder Kritik an den im Koalitionsvertrag vereinbarten Werbeeinschränkungen für Kinder­lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Zucker, Fett oder Salz.

Unter anderem hatte FDP-Vize Wolfgang Kubicki das geplante Verbot als „politischen Aktionismus“ bezeich­net. Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, hatte gesagt, die Liberalen seien be­reit, Werbung für gesundheitsschädliche Lebensmittel zu beschränken, die sich direkt an Kinder richte, etwa in Comics oder rund um Kindersendungen. Aber die Pläne von Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) gingen zu weit.

Aus Sicht der Unterzeichner des Briefs würde ein so eingeschränktes Verbot sein Ziel verfehlen. Denn etwa jede dritte TV-Sendung, die Kinder unter 14 Jahren sehen, sei eben keine klassische Kindersendung: „Gerade in der abendlichen Primetime überschüttet die Lebensmittelindustrie Kinder mit Junkfoodwerbung – genau hier müssen die Werbeschranken greifen, sonst ist nichts gewonnen“, so Luise Molling von Foodwatch: „Wer das Vorhaben als Bevormundung diskreditiert, vertritt nicht die Mehrheit“.

Ramona Pop vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ergänzte: „Gesunde Ernährungsumgebungen sind ein wichtiger Beitrag zum Kinderschutz. Dafür muss die Koalition den Weg freimachen.“

„Die Blockadehaltung der FDP beim Kinderschutz wirft kein gutes Licht auf die Partei und steht im Wider­spruch zum liberalen Leitbild der Chancengerechtigkeit“, erklärt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

Möglichst allen Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen und ernährungsbedingte Krankheiten zu verhindern, müsse im ureigenen Interesse einer Wirtschaftspartei liegen. „Werbeschranken für Ungesundes könnten einen Beitrag dafür leisten, wenn die FDP nicht länger auf der Bremse steht“, fordert Bitzer.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte vor kurzem verpflichtende Werbeverbote zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gefordert. Studien zeigten, dass sich weniger Reklame positiv auf die Essensaus­wahl von Kindern auswirke.

„Kinder in Deutschland essen mehr als doppelt so viel Süßigkeiten, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen“, schreiben die Organisationen in dem Brief. Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen seien von Über“gewicht und sechs Prozent von Adipositas, einem starken Übergewicht, betroffen.

kna/EB

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