Vermischtes

Barrierefreiheit im Gesundheitssektor lässt zu wünschen übrig

  • Dienstag, 28. Juli 2020
/asbe24, stockadobecom
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Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen (NRW) leben derzeit 3,67 Millionen Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Das sind rund eine Viertel Million Men­schen mehr als noch 2015. Das geht aus dem „Teilhabebericht NRW“ des Sozialministe­riums hervor. Demnach haben etwa zwei Millionen Menschen eine anerkannte Schwer­behinderung.

Der Teilhabebericht beleuchtet die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen in NRW und „zeigt wie zu erwarten Licht und Schatten“, unterstrich Landesgesundheitsmi­nis­ter Karl-Josef Laumann kürzlich bei der Vorstellung in Düsseldorf. So gelinge Inklusion inzwischen zwar an vielen Stellen, „an anderen müssen wir unsere Anstrengungen aus­bau­en“, so der Minister.

Das sieht der Sozialverband VdK NRW anders: „Wir erkennen keine gravierenden Verbess­e­rungen“, kritisierte Verbandsvorsitzender Horst Vöge. Er bezeichnete weite bezeichnete weite Teile des Teilhabeberichts als „traurige Kapitel“. Vor allem im Bereich der gesund­heit­lichen Versorgung gebe es noch massiven Handlungsbedarf.

So erfüllte laut Teilhabebericht 2014 gerade einmal rund jede zehnte (11 Prozent) der landesweit registrierten 196.000 (zahn-)ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen mindestens drei von zwölf Kriterien der Barrierefreiheit. Nur knapp ein Viertel war roll­stuhlgerecht (23 Prozent), nur jede fünfte Praxis (21 Pro­zent) ebenerdig oder per Aufzug erreichbar.

Andere Kriterien der Barrierefreiheit wurden noch seltener erfüllt. „Es kann doch nicht sein, dass laut Teilhabebericht kein flächendeckender barrierefreier Zugang zur ambulan­ten Gesundheitsversorgung gegeben ist“, kritisierte Vöge.

Im stationären Umfeld lässt Inklusion vielerorts ebenfalls zu wünschen übrig. Zwar lägen keine repräsentativen Daten zur Zugänglichkeit der stationären Gesundheitsversorgung vor, „allerdings weisen einige explorative Studien auf Probleme in der Versorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen in Krankenhäusern hin“, heißt es in dem Bericht.

Demnach wirken sich Zeitmangel, unzureichende Qualifikationen sowie fehlende Praxis im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen offenbar negativ auf die Betreuungs­qualität aus.

NRW-Minister Karl-Josef Laumann will auf Grundlage des Berichts nun gemeinsam mit politischen Kräfte sowie Verbänden und Selbsthilfeorganisationen Optimierungspotenzia­le ausloten und umsetzen: „In Nordrhein-Westfalen ziehen wir bei der Inklusionspolitik in vielen Bereichen an einem Strang. Diese gute Tradition sollten wir fortsetzen“, betonte der Politiker.

Er kündigte an, die Landesregierung werde den Aktionsplan „NRW inklusiv“ auf Basis des Teilhabeberichts fortschreiben, den Inklusionsbeirat sowie die Landesbehinderten­beauf­tragte dabei aktiv einbinden und den Aktionsplan kommenden Jahr veröffentlichen.

hil/sb

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