Vermischtes

Fachkräftemangel führt zu Leistungs­einschränkungen in der Pflege

  • Donnerstag, 17. Oktober 2024
/picture alliance, Karl-Josef Hildenbrand
/picture alliance, Karl-Josef Hildenbrand

Berlin – Viele Anbieter von ambulanter und stationärer Altenpflege müssen aufgrund des Fachkräftemangels ihre Angebote einschränken. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Evangelischen Verbands für Alten­arbeit und Pflege (DEVAP) hervor, deren Ergebnisse heute vorgestellt wurden.

Demnach können 47 Prozent der stationären Einrichtungen aufgrund fehlenden Personals Betten nicht be­legen. 85 Prozent der ambulanten Pflegedienste müssen zudem Neukunden ablehnen und 30 Prozent der ambulanten Bestandskunden können ihre Leistungen nicht aufstocken.

In der ambulanten Pflege gaben darüber hinaus 32 Prozent der befragten Pflegedienste an, dass es neun bis zwölf Monate dauere, bis sie eine offene Personalstelle nachbesetzen können. Bei 28 Prozent sind es mehr als zwölf Monate.

„Die Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege ist nicht mehr sichergestellt“, sagte der DEVAP-Vorsitzende Wilfried Wesemann. Mittlerweile habe das ausbleibende Handeln der Bundesregierung volkswirtschaftliche und demokratiegefährdende Konsequenzen. Ein Systemwechsel nach 30 Jahren Pflegeversicherung sei des­halb unausweichlich.

Wirtschaftliche Schieflage

Im Rahmen der Umfragen wurde die Träger der Altenpflege auch nach ihrer wirtschaftlichen Situation befragt. 72 Prozent berichten demnach von hohen Außenständen, zum Beispiel durch die Nichtbearbeitung der Anträ­ge beim Sozialhilfeträger und die fehlende Refinanzierung von Investitionskosten. Bei fast der Hälfte der Träger führen diese hohen Außenstände zu einer wirtschaftlichen Schieflage.

Die Bearbeitung von Anträgen bei Sozialhilfeträgern dauert dem DEVAP zufolge teils bis zu eineinhalb Jahren. „Diese Vorfinanzierung ohne Zahlung von Verzugszinsen oder Ähnlichem wäre in der freien Wirtschaft un­denk­bar“, sagte Wesemann.

„In der gesellschaftlich so wichtigen professionellen Langzeitpflege ist dies an der Tagesordnung und führt regelmäßig bis zu Insolvenzen. Hier helfen nur Regelungen auf Bundesebene, die die Träger vor langen Bear­beitungszeiten schützen.“

In einem Strategiepapier fordert der DEVAP eine grundlegende Reform der Pflege, die unter anderem eine Reduzierung der Eigenanteile der Pflegeheimbewohner um die Ausbildungskosten und die Investitionskosten sowie eine Harmonisierung der Länderübernahme der Investitionskosten beinhalten müsse. Wichtig sei zu­dem ein Bürokratieabbau bei Sozialhilfeanträgern und eine Ausweitung der Kompetenz der Pflegekräfte.

„Eine grundlegende und legislaturübergreifende Struktur- und Finanzreform der Pflegeversicherung ist zwingende Voraussetzung, um die Versorgungssicherheit wieder zu gewährleisten und gleichwertige Lebensverhältnisse für die Pflegebedürftigen in Deutschland zu schaffen“, betonte Wesemann.

fos/EB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung