Fachleute: Dekade gegen Krebs „on track“

Berlin – Zur Halbzeit der „Nationalen Dekade gegen Krebs“ haben Fachleute eine positive Bilanz gezogen – sehen aber auch Handlungsbedarf. „Alles, was wir begonnen haben, ist jetzt auf einem guten Weg. Man sollte es konsequent weiterführen“, sagte Michael Hallek, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen heute auf einer Veranstaltung in Berlin.
Die Dekade gegen Krebs wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Gesundheit für den Zeitraum 2019 bis 2029 ausgerufen. An die Dekade sind mehrere, teils sehr konkrete Ziele geknüpft. Unter anderem gehören dazu:
Die Lebensqualität von Krebspatientinnen und Krebspatienten soll verbessert werden. So soll am Ende der Dekade Krebs durch moderne Früherkennungs- und Behandlungsmethoden bei drei von vier Patientinnen und Patienten geheilt oder langfristig beherrschbar sein.
Die Zahl der Krebserkrankungen soll durch verstärkte Prävention gesenkt werden. So soll der Anteil der vermeidbaren Krebserkrankungen nach und nach kleiner werden.
Alle Menschen in Deutschland sollen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen onkologischen Versorgung bekommen.
Deutschland soll ein international führender Standort der patientenorientierten Krebsforschung und der onkologischen Versorgung werden.
Hallek hob bei seiner Bilanz besonders den Ausbau des Nationales Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) hervor, eine Kooperation zwischen Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ), Unikliniken und anderen Forschungspartnern.
Das Projekt hat unter anderem die Aufgabe, Erkenntnisse aus der Forschung in die Anwendung zu bringen. „In der Übersetzung von Erkenntnis zu Produkt, da hat es gefehlt“, sagte Hallek. „Unsere Ergebnisse werden meist in anderen Ländern veredelt und dann werden wir sie teuer reimportieren aus USA, manchmal auch aus China. Das kann nicht so bleiben.“
„Krebs ist ein großer Gegner“, sagte Hallek. Deutschland müsse führend sein bei der Erforschung und der Entwicklung von Arzneimitteln für den globalen Markt. „Sonst haben wir keine Chance, langfristig Wohlstand zu generieren.“
Neben dem Ausbau des NCT-Netzwerks gehören auch die Prävention, die Generierung von Wissen durch Vernetzung von Forschung und Versorgung sowie Benennung ungelöster Fragen der Krebsforschung zu den Säulen der „Dekade gegen Krebs“.
Zusammenfassend sagte Hallek: „Wir sind, glaube ich, on track in dem Ausbau des NCT-Netzwerks, in den Programmen zu den großen ungelösten Fragen. Auch in der Prävention ist viel passiert“. Bei der Patientenbeteiligung und der Nachwuchsförderung könnte man noch mehr erreichen. „Wie geben Milliarden aus für die Versorgung der Patienten.“ Man schöpfe aber zu wenig Wissen aus dieser Versorgung. „Dazu wird gerade ein Papier erarbeitet, zu kurzfristigen und dann für langfristige Ziele als Systemanalyse.“
Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, wies insbesondere auf Handlungsbedarf bei der Prävention von Krebserkrankungen hin. Zwar wisse man, dass mithilfe von primärer Prävention – also etwa Vermeidung von Risikofaktoren und Impfungen – 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindert werden können. In Deutschland scheitere es aber oftmals bei der Umsetzung, als Beispiel nannte er den laxen Umgangs Deutschlands mit dem Rauchen.
Jahr für Jahr erkranken laut Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) in Deutschland rund eine halbe Million Menschen an Krebs (2020: 493.200). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass rund die Hälfte davon mit Präventionsmaßnahmen vermieden werden könnte. Andere Fachleute gehen von etwas weniger vermeidbaren Fällen aus. Die häufigsten Krebsneuerkrankungen kamen bei Männern dem ZfKD zufolge in der Prostata (25,1 %), in der Lunge (13,0 %) und im Darm (11,7 %) von. Frauen waren an häufigsten von Tumoren in Brustdrüse (30,5 %), Darm (10,5 %) und Lunge (9,8 %) betroffen.
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