Gesundheitsexperten: Pflegebeiträge werden weiter steigen

Berlin – Angesichts weiter steigender Ausgaben der gesetzlichen Pflegeversicherung sagen Gesundheitsexperten für die nächsten Jahre weitere deutliche Beitragserhöhungen voraus. Wie Bild am Samstag meldete, rechnet der Ökonom Jürgen Wasem bis 2040 mit einem Anstieg der Sätze um deutlich mehr als ein Viertel.
„Die Kostenlawine in der Pflege kommt. Klar ist, dass der Beitragssatz weiter deutlich steigen wird in den nächsten 15 Jahren: auf mehr als fünf Prozent“, sagte Wasem. Grund sei eine Verdoppelung der Pflegekosten auf mehr als 100 Milliarden Euro im Jahr.
Der Münchner Gesundheitsökonom Günter Neubauer rechnet laut Zeitung bis 2040 sogar mit einem Anstieg des Beitragssatzes auf bis zu 6,25 Prozent. Grund sei der starke Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen.
Der Sozialverband VdK kritisierte hohe Eigenanteile für die Bewohner von Pflegeheimen. Ein monatlicher Eigenanteil im ersten Jahr von rund 2.500 Euro karikiere den Begriff „Versicherung“, erklärte Präsidentin Verene Bentele gestern in Berlin. Das dürfe eine Gesellschaft, die Pflege als wichtige Aufgabe schätze, nicht hinnehmen.
Durch die Kostenexplosion werde Pflege immer weiter zu einem privaten Risiko, so die VdK-Präsidentin. Die Politik steuere nicht ausreichend dagegen. Unweigerlich werde dies dem Staat aber auf die Füße fallen, weil immer mehr Heimbewohner in die Sozialhilfe fielen.
Bentele forderte deshalb ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung. Sie müsse sich zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten entwickeln. „Die Pflegeversicherung muss wieder das Ziel haben, die Armut Pflegebedürftiger oder auch eine Unterversorgung zu Hause lebender Pflegebedürftiger zu verhindern“, sagte die Verbandspräsidentin. Investitionskosten müssten durch die Bundesländer und Ausbildungskosten durch Steuermittel übernommen werden.
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