Jeder Vierte weiß nicht, an wen er sich bei akuten Beschwerden wenden soll
Hamburg – 24 Prozent der Deutschen ist unklar, an wen sie sich bei akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen außerhalb der Sprechzeiten wenden müssen. Das geht aus einer Onlineumfrage unter 1.000 Bürgern hervor, die das Unternehmen Toluna im Auftrag der Asklepios Kliniken vor der Coronapandemie durchgeführt hat.
Demnach hat knapp jeder dritte Befragte schon einmal mit einer weniger akuten Erkrankung die Notaufnahme eines Krankenhauses aufgesucht, obwohl ein niedergelassener Arzt am nächsten Tag hätte helfen können. Bei den Jüngeren war es jeder zweite.
Während der Sprechzeiten würden sich über 80 Prozent der Befragten bei weniger akuten Beschwerden an einen niedergelassenen Arzt oder Facharzt wenden und 13 Prozent an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Fünf Prozent der Befragten gaben an, auch bei weniger akuten Beschwerden die Notaufnahme eines Krankenhauses aufzusuchen.
Außerhalb der Sprechzeiten würde jeder Vierte in die Notaufnahme gehen. Weniger als die Hälfte der Befragten würde sich an eine Notfallpraxis wenden oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen.
Vier Wochen Wartezeit ist akzeptabel
„Die historisch gewachsenen Sektorengrenzen werden von vielen Menschen offenbar nicht verstanden und führen bei Patienten zur Verwirrung“, sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken. Möglicherweise spielten bei der Bevorzugung von Kliniken auch die langen Wartezeiten auf Facharzttermine eine Rolle.
In der Umfrage berichteten die Befragten, bei Orthopäden, Gynäkologen, Hautärzten, Gastroenterologen und Kardiologen jeweils mindestens vier Wochen bis zum Termin gewartet zu haben, bei Neurologen über fünf, bei Augenärzten fast sechs und bei Psychiatern und Psychotherapeuten fast sieben Wochen.
Während die Mehrheit vier Wochen für Vorsorgeuntersuchungen noch akzeptabel findet, erwarten die Befragten bei akuten Beschwerden einen Termin innerhalb einer Woche. Die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung haben acht Prozent der Befragten schon einmal genutzt, darunter deutlich mehr Jüngere.
„Den Krankenhäusern wird zu Recht viel Vertrauen entgegengebracht“, sagte Hankeln, „aber wenn sehr viele Patienten unsere Notaufnahmen aufsuchen, die gar keine Notfälle sind, müssen wir uns neue Konzepte der Versorgung überlegen.“ Als Beispiele nannte er Capitationmodelle, bei denen die gesamte Versorgung einem Anbieter übertragen wird, und die Einrichtung von Portalpraxen.
Jeder zehnte Befragte kennt Krankenhäuser, an denen Portalpraxen angeschlossen sind. Mit zunehmendem Alter werden sie als sinnvoll erachtet, so steigt die Zustimmung im Alter von 18 bis 29 Jahren von 31 Prozent kontinuierlich bis auf 55 Prozent bei den Über-60-Jährigen.
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