Krankenhäuser wollen IT-Investitionen vorziehen

Stuttgart – Deutsche Krankenhäuser wollen nach der Coronapandemie stärker in digitale Prozesse investieren. Das geht aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens Drees & Sommer hervor, an der sich 36 Experten aus Klinikverbünden und medizinischen Einrichtungen beteiligten.
Demnach erklärten 53 Prozent der Befragten, dass die bisherige Digitalisierungsstrategie ihres Hauses nachgeschärft werden müsse, um unter anderem smarte Diagnosegeräte und Telemedizin für Patienten ausreichend berücksichtigen zu können. 42 Prozent erklärten zudem, Investitionen in die IT gegenüber der bisherigen Planung vorziehen zu wollen.
„Digitalisierung ist natürlich nicht umsonst zu haben, rechnet sich aber für die Kliniken“, kommentierte Frank Reuther, Partner bei Drees & Sommer. „Im Schnitt reden wir von rund fünf Prozent der Gesamtinvestitionen pro Haus. Gerade bei Klinikbetrieben, die in den roten Zahlen stehen, tun sich die Betreiber mit Investitionen oft schwer.“
Dabei können Reuther zufolge digitale Lösungen, klug kombiniert und miteinander vernetzt, Abläufe und Diagnosefindungen entscheidend verbessern. „Das führt nicht nur zu mehr Patientensicherheit, sondern trägt auch zur wirtschaftlichen Gesundung bei“, sagte er. In Operationssälen könnten beispielsweise digitale Technologien die Luftsteuerung übernehmen und gleichzeitig die Patientensicherheit durch Keimfreiheit erhöhen.
Umbau des Krankenhauses
72 Prozent der Befragten erklärten, zu den Auswirkungen der Coronapandemie zähle ein Umbau ihres Krankenhauses mit Schleusen, Infektionsstationen und Wegeführungsänderung zur Infektionsvermeidung. 61 Prozent wollen Hybridflächen bereitstellen, die bei Pandemiewellen schnell verfügbar gemacht werden können.
50 Prozent gaben an, dauerhaft vergrößerte Flächen für die Lagerhaltung von Geräten und Schutzausrüstung bereitstellen zu wollen. Mehr Flächen für Labor- und Testeinrichtungen vorzuhalten, planen jedoch nur acht Prozent der Befragten.
„Um das steigende Patientenaufkommen in den Griff zu bekommen und gleichzeitig die Behandlungsqualität trotz Personalmangel sicherzustellen, können eine ganze Reihe baulich-funktionaler Lösungen zum Einsatz kommen“, erklärte Christian K. Lackner, Mediziner und Director der Healthcare Division bei Drees & Sommer.
„Im Fall einer Pandemie wie Corona müssen beispielsweise frühzeitig Wege getrennt, Behandlungsflächen eingerichtet und ressourcensparend digital vernetzt werden. Nur so wird das ohnehin stark beanspruchte Klinikpersonal wirksam entlastet.“
Höhere Vorhaltung von Material
Auf die Frage, welche grundsätzlichen neuen Anforderungen an die Krankenhäuser sich aus der Pandemie ergäben, befürworteten 69 Prozent der Befragten eine höhere Vorhaltung von Material und medizinischen Geräten und 64 Prozent eine klinikübergreifende Zusammenarbeit inklusive eines Pooling- und Plattformgedankens zur schnelleren Umsetzung von Patienten- und Materialaustausch als neuem Standard.
39 Prozent meinten, mehr Pflegepersonal und eine Spezialisierung der Ausbildungslevel für Intensivcare gehöre zu den Auswirkungen. 31 Prozent erwarten einen größeren baulichen Strukturumbau inklusive einer Aufwertung bestehender Aufnahmeeinrichtungen zur Infektionsvermeidung.
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