Reduzierte Vergütung gefährdet deutsches Erfolgsmodell der Coronatestung

Berlin – Deutschlands Vorgehen im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie gilt vielerorts als vorbildlich. Laut dem Verband der der Diagnostica-Industrie (VDGH) ist das nicht zuletzt der Strategie zu verdanken, potenzielle Patienten möglichst früh und zielgerichtet auf das Coronavirus SARS-CoV-2 zu testen.
Dass Deutschland dabei so gut aufgestellt ist, führt ein aktuelles Positionspapier des VDGH auf vier wesentliche Erfolgsfaktoren zurück: Die proaktive Gesundheitspolitik, effiziente Laborstrukturen, eine leistungsstarke Industrie sowie dezentrale Märkte.
Das erfolgreiche Zusammenspiel dieser Faktoren sorgte dafür, dass die Bundesrepublik bereits April 2020 mit mehr als 30 durchgeführten Labortests je 1.000 Einwohner unter allen Flächenstaaten mit höherer Bevölkerungsdichte einen Spitzenplatz eingenommen hatte. Seitdem wurde die Testrate kontinuierlich ausgebaut, Ende Mai lag sie bei über 46 je 1.000 Einwohner.
Mit der nun beschlossenen Ausweitung des Testens auf bestimmte Personengruppen ohne Symptomatik wird das Testaufkommen weiter steigen. „Auch diese Herausforderung können Ärzte und Industrie gemeinsam stemmen“, unterstrich VDGH-Vorsitzender Ulrich Schmid.
Zugleich warnte er jedoch davor, dass die Erfolgsstrategie nun ins Wanken geraten könnte: „Die Absenkung der ärztlichen Vergütung für das Testen um ein Drittel ist ein verheerendes Signal für die Bewältigung der Pandemie“, so der Verbandschef.
Denn der Erweiterte Bewertungsausschuss hatte gegen die Stimmen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die erst vor vier Monaten gemeinsam beschlossene Vergütung für die Akutdiagnostik des Coronavirus zur Makulatur erklärt.
„Die drastische Senkung der EBM-Ziffer ist ein Schlag ins Gesicht der Laborärzte und der Diagnostikindustrie“, kritisiert Schmid. Labore und Industrie seien gemeinsam in Vorleistung getreten, um das als vorbildlich geltende Versorgungsniveau der Coronatests zu sichern.
„Den ‚Dank‘ der Krankenkassen dafür erhalten wir jetzt“, monierte Schmid. Er befürchtet, dass die „erdrutschartige Vergütungssenkung“ vor allem mittelständischen Testherstellern schwer zu schaffen machen wird.
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