Vermischtes

Reduzierte Vergütung gefährdet deutsches Erfolgsmodell der Coronatestung

  • Freitag, 12. Juni 2020
/picture alliance, NurPhoto, Rehman Asad
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Berlin – Deutschlands Vorgehen im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie gilt vielerorts als vorbildlich. Laut dem Verband der der Diagnostica-Industrie (VDGH) ist das nicht zu­letzt der Strategie zu verdanken, potenzielle Patienten möglichst früh und zielgerich­tet auf das Coronavirus SARS-CoV-2 zu testen.

Dass Deutschland dabei so gut aufgestellt ist, führt ein aktuelles Positionspapier des VDGH auf vier wesentliche Erfolgsfaktoren zurück: Die proaktive Gesundheitspolitik, effi­ziente Laborstrukturen, eine leistungsstarke Industrie sowie dezentrale Märkte.

Das erfolgreiche Zusammenspiel dieser Faktoren sorgte dafür, dass die Bundesrepublik bereits April 2020 mit mehr als 30 durchgeführten Labortests je 1.000 Einwohner unter allen Flächenstaaten mit höherer Bevölkerungsdichte einen Spitzenplatz eingenommen hatte. Seitdem wurde die Testrate kontinuierlich ausgebaut, Ende Mai lag sie bei über 46 je 1.000 Einwohner.

Mit der nun beschlossenen Ausweitung des Testens auf bestimmte Personengruppen ohne Symptomatik wird das Testaufkommen weiter steigen. „Auch diese Herausfor­derung können Ärzte und Industrie gemeinsam stemmen“, unterstrich VDGH-Vorsitzender Ulrich Schmid.

Zugleich warnte er jedoch davor, dass die Erfolgsstrategie nun ins Wanken geraten könn­te: „Die Absenkung der ärztlichen Vergütung für das Testen um ein Drittel ist ein verhee­rendes Signal für die Bewältigung der Pandemie“, so der Verbandschef.

Denn der Erweiterte Bewertungsausschuss hatte gegen die Stimmen der Kassenärztli­chen Bundesvereinigung die erst vor vier Monaten gemeinsam beschlossene Vergütung für die Akutdiagnostik des Coronavirus zur Makulatur erklärt.

„Die drastische Senkung der EBM-Ziffer ist ein Schlag ins Gesicht der Laborärzte und der Diagnostikindustrie“, kritisiert Schmid. Labore und Industrie seien gemeinsam in Vorleis­tung getreten, um das als vorbildlich geltende Versorgungsniveau der Coronatests zu si­chern.

„Den ‚Dank‘ der Krankenkassen dafür erhalten wir jetzt“, monierte Schmid. Er befürchtet, dass die „erdrutschartige Vergütungssenkung“ vor allem mittelständischen Testherstell­ern schwer zu schaffen machen wird.

hil/sb

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