Sexuelle Belästigung in Gesundheitsberufen verbreitet

München – In den vergangenen drei Jahren haben fast 15 Prozent der Ärztinnen und Ärzte einer Umfrage zufolge sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz beobachtet. Sieben Prozent der Mediziner seien selbst von Kollegen belästigt worden, heißt es in einem heute veröffentlichten Medscape-Report zum Thema „Sexuelle Belästigung unter Ärzten, Pflegepersonal und Patienten“.
Knapp die Hälfte der Betroffenen stuft die Erfahrung demnach als verletzend ein. Mehr als ein Drittel habe angegeben, dass die Vorfälle ihre Arbeit stark beeinträchtig hätten. Dennoch hätten drei von vier Betroffenen den Täter nicht gemeldet. Grund dafür sei die Sorge gewesen, als überempfindlich zu gelten. Fast jeder vierte Mediziner und mehr als ein Drittel des Pflegepersonals habe zudem von sexuellen Übergriffen durch Patienten berichtet.
Die nicht repräsentative Onlineumfrage wurde von Ende Juni bis Anfang September 2019 unter den Lesern des Medizinportals Medscape durchgeführt. Ausgewertet wurden Fragebögen von 1.055 Teilnehmern, darunter vor allem Ärzte (77 Prozent) und Assistenzärzte (17 Prozent) sowie zu einem geringem Anteil Krankenpfleger (4 Prozent) und Medizinstudierende (3 Prozent). Von den Ärzten waren 67 Prozent Männer, zumeist im Alter zwischen 55 und 59 Jahren.
Die Ergebnisse decken sich laut Mitteilung mit den Erkenntnissen einer kürzlich veröffentlichten Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Darin hatte jede siebte erwerbstätige Frau und jeder zwanzigste Mann von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz berichtet. Am stärken betroffen war demzufolge der Bereich Gesundheits- und Sozialwesen.
Am häufigsten zeigten sich sexuelle Übergriffe in deutschen Kliniken in Form von „anzüglichen Kommentaren und Blicken“ (61 Prozent), so der Report. Dazu kämen „Vorschläge für sexuelle Aktivitäten“ (32 Prozent), „ständige Flirts oder Fragen nach einem Treffen“ (25 Prozent) sowie „unerwünschte Briefe, Textnachrichten und E-Mails mit sexuellem Inhalt“ (18 Prozent).
Bei mehr als der Hälfte der Befragten seien die Kolleginnen und Kollegen auch körperlich aufdringlich geworden. Die Erlebnisse reichten den Angaben nach von Annäherungen und fehlender räumlicher Distanz (56 Prozent) bis hin zu unerwünschtem Anfassen und Umarmen (51 Prozent).
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