Sorgen wegen steigender Zuzahlungen in der Pflege

Berlin – Der Sozialverband Deutschland (SoVD) blickt mit Sorge auf die Situation pflegebedürftiger Menschen. Die Zuzahlungen für die Pflege im Heim seien erneut gestiegen und würden laut einer Auswertung von neuen Zuschüssen nur teilweise abgefedert, teilte der Verband gestern Abend in Berlin mit.
Laut einer Analyse des Verbands der Ersatzkassen (vdek) mussten Betroffene zum 1. Juli für das erste Jahr im Heim im bundesweiten Schnitt 2.200 Euro pro Monat aus eigener Tasche bezahlen. Konkret bedeutet das 67 Euro mehr als zum 1. Januar.
SoVD-Vize-Präsidentin Ursula Engelen-Kefer sieht dringenden Handlungsbedarf: „Die finanziellen Belastungen sind für viele pflegebedürftige Rentnerinnen und Rentner nicht mehr finanzierbar. Für viele Pflegebedürftige war bereits nach der Erhöhung der Eigenanteile im Januar die Grenze des Machbaren erreicht“, erklärte sie laut Mitteilung.
Nun habe sich die Situation durch die extreme Inflation und eine weitere Erhöhung der Eigenanteile weiter verschärft. „Die Ampel ist jetzt umgehend gefordert. Der Koalitionsvertrag sieht vor, die Eigenanteile zu begrenzen und planbar zu machen. Hier müssen jetzt auch Taten folgen.“
Allein 40 Prozent (durchschnittlich 873 Euro) des Gesamtvolumens sind laut SoVD pflegebedingte Kosten. Die seit 2022 geltende Zuschussregelung komme vor allem den finanziell besonders belasteten Langzeitpflegebedürftigen zugute.
„Aber Sie schütze nicht vor weiter steigenden Pflegekosten. Eine Begrenzung der Eigenanteile als wichtiger Zwischenschritt würde aus Sicht des SoVD viele pflegebedürftige Menschen finanziell entlasten und kann das pflegebedingte Armutsrisiko erheblich reduzieren.“
Ein Kostentreiber sind demnach auch die Investitionen, die mittlerweile mehr als ein Fünftel der monatlichen Heimkosten ausmachten. „Die Bundesländer sind rechtlich für das Vorhalten einer leistungsfähigen, ausreichenden und wirtschaftlichen Versorgungsstruktur verantwortlich“, so Engelen-Kefer. Sie müssten endlich wieder die Verantwortung übernehmen und für die Investitionskosten aufkommen, statt sie weiterhin den Heimbewohnern aufzubürden.
Die SoVD-Vizepräsidentin sieht als Lösung: „Wir sind von den vielen Vorteilen einer Pflegevollversicherung überzeugt. Auch hier müssen schnell erste wichtige Schritte für systemreformierende Weichenstellungen erfolgen."
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