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Statistik: 178.000 Wohnungslose in Unterkünften

  • Freitag, 15. Juli 2022
/Peter Cripps, stock.adobe.com
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Wiesbaden/Berlin – In Deutschland sind Ende Januar dieses Jahres rund 178.000 wohnungslose Menschen in Not- und Gemeinschaftsunterkünften sowie vorübergehenden Übernachtungsmöglichkeiten untergebracht gewesen. Die Mehrheit davon waren mit 62 Prozent Männer, wie das Statis­tische Bundesamt gestern mitteilte.

Die erstmals erstellte Statistik basiert demnach auf Meldungen von Kommunen und Einrichtungen. Bundes­sozialminister Hubertus Heil (SPD) stellte fest: „Wohnungs­losigkeit hat viele Gesichter und ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.“

Wie viele Menschen tatsächlich wohnungslos sind und etwa auch obdachlos auf der Straße oder bei Bekann­ten untergekommen sind, wird in der Statistik bisher nicht erfasst. Umfassende Gesamtzahlen soll erstmals eine neue Erhebung liefern, wie Heils Ministerium in Berlin mitteilte.

Den Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge lebten mit jeweils knapp 36.000 Menschen Ende Januar die meisten Wohnungslosen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in den Unterkünften, gefolgt von Berlin mit knapp 26.000 Personen. Am wenigsten untergebrachte Wohnungslose gab es zum Stichtag 31. Januar 2022 in Sachsen-Anhalt (365 Personen), Mecklenburg-Vorpommern (405) und Bremen (790).

Durchschnittlich waren die Betroffenen zum Stichtag 32 Jahre alt. Mehr als ein Drittel von ihnen (37 Prozent) war jünger als 25 Jahre, und knapp 5 Prozent der Personen war 65 Jahre und älter. Knapp 74.000 der unterge­brachten Wohnungslosen waren alleinstehend, ein Drittel oder knapp 59.000 waren innerhalb eines gemein­samen Haushalts als Familie beziehungsweise als Paar mit Kindern untergebracht.

Rund 23.000 Personen oder 13 Prozent einschließlich der Kinder lebten während der Unterbringung in einem Alleinerziehenden-Haushalt. Drei Prozent der Betroffenen waren als Paare ohne Kinder untergebracht, für die übrigen zehn Prozent galt der Haushaltstyp „sonstiger Mehrpersonen­haushalt“, oder der Haushaltstyp war unbekannt.

Ein knappes Drittel (31 Prozent) der Betroffenen hatte die deutsche Staatsan­gehörigkeit, 64 Prozent waren ausländische Staatsbürger. Bei knapp fünf Prozent der Personen lagen entweder keine Angaben zur Staats­angehörigkeit vor, diese war ungeklärt oder es handelte sich um Staatenlose, wie die Statistiker erläuterten.

Die Bundesministerien für Soziales und Bau teilten mit, mit seiner Statistik erfülle das Bundesamt einen Auftrag aus dem 2020 beschlossenen Gesetz zur Wohnungslosenberichterstattung.

„Der betroffene Personenkreis stellt jedoch nur einen Ausschnitt aller Wohnungs­losen dar“, so die Ministerien. Ergänzend sei eine umfangreiche repräsentative Erhebung in Auftrag gegeben worden, die bundesweit ver­läss­liche Zahlen zur Wohnungslosigkeit liefere – unter anderem auch zur Straßenobdachlosigkeit.

Heil sagte, mit der geplanten besseren Datenbasis solle auch der Blick des Sozialstaats auf das Thema Woh­nungslosigkeit geschärft werden. „Auf dieser Grundlage können wir zielgenaue Hilfen entwickeln, um das Übel der Wohnungs­losigkeit zurückzudrängen.“

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) betonte: „Menschen ohne Obdach sind oft schutzlos.“ Deshalb stärke die Regierung etwa den sozialen Wohnungsbau. In einem Wohnungslosenbericht solle im Herbst ein Gesamt­überblick gegeben werden. Das Ziel sei es, „die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu überwinden“.

dpa

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