Telematikinfrastruktur: Anwenderfreundlichkeit sollte bei Weiterentwicklung im Fokus stehen

Berlin – Ein „einfacheres Ökosystem“ sollte mit der geplanten Weiterentwicklungsstufe der Telematikinfrastruktur (TI) geschaffen werden. Bei der Migration zur sogenannten TI 2.0 lege man besonderen Fokus darauf, die Anwender mit Hilfe der technischen Entscheidungen zu entlasten. Das betonte Florian Hartge, COO der Gematik, vorgestern im Rahmen der vom Branchenverband Bitkom organisierten Digital Health Conference.
Zur künftigen Ausgestaltung der TI 2.0, dem zentralen „Vernetzungsinstrument im Gesundheitswesen“, führe man einen intensiven Dialog mit allen einzubindenden Akteuren, so Hartge. Zentral bei allen Weiterentwicklungsbestrebungen sei es, eine technische Infrastruktur mit verlässlichem Sicherheitsniveau sowie standardisierten Schnittstellen unter Beachtung der von den Anwendern gestellten Anforderungen anbieten zu können. Genau dieser Anspruch fände sich im Konzept für die von der Gesellschafterversammlung der Gematik Ende September beschlossenen Modernisierung der TI wieder.
Insbesondere soll der Authentifizierungsprozess von Patienten aber auch Leistungserbringern verändert werden. Bislang erfolgt die Authentifizierung noch über Smartcards – wie den elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) und die Praxis- & Institutionsausweise (SMC-B) beziehungsweise im Falle der GKV-Versicherten per elektronischer Gesundheitskarte (eGK) nebst PIN.
In Zukunft sollen die auf diesen Instrumenten basierenden und teils recht aufwendigen Authentifizierungsprozesse, für bei denen unter anderem Kartenlesegeräte benötigt werden, einfacher gestaltet werden. Ermöglichen will die Gematik dies mit sogenannten elektronischen Identitäten (eID), welche nicht an Chipkarten gebunden sind.
Patienten könnten dann beispielsweise mit dem Smartphone direkt auf Dienste wie die elektronische Patientenakte (ePA) oder das elektronische Rezept (E-Rezept) zugreifen. Die zuständige Produktmanagerin der Gematik, Maria-Christina Parsch, bezeichnete den derzeit geplanten Zeitrahmen für die technische Umsetzung und die Implementierung in die Regelversorgung als „durchaus ambitioniert“.
Bereits ab Anfang 2023 sollen GKV-Versicherte „auf Verlangen“ von ihrer Krankenkasse ergänzend zur eGK eine sichere digitale Identität für das Gesundheitswesen barrierefrei zur Verfügung gestellt bekommen können. Die Ausgabe von digitalen Identitäten zur Authentifizierung von Leistungserbringerinstitutionen soll dann ab 1. Januar 2024 möglich sein.
Bis April 2022 sollen die entsprechenden Vorgaben der gematik zu Interoperabilität und Sicherheit stehen, so Parsch.
Christian Hälker, Leiter des Geschäftsbereiches Finanzen, Personal, Organisation und IT beim PKV-Verband, kündigte für den Bereich der privaten Krankenversicherungen einen „ersten Piloten“ bezüglich eIDs an. Dieser solle ab Mitte nächsten Jahres starten.
Einen „Proof-of-concept“ habe man Anfang des Jahres bereits erbracht – im engen Austausch mit der Gematik, wie Hälker betonte. Er verwies darauf, dass der PKV-Verband im April letzten Jahres als Gesellschafter bei der Gematik eingestiegen ist, um die Strukturen der TI nutzen zu können.
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