Verbände weisen auf Probleme für Obdachlose in Coronazeiten hin

Berlin − Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat vor einer besonderen Gefahr für Obdachlose durch die Corona-Pandemie gewarnt. „Derzeit bieten viele Wohnungslosenhilfen keine Gruppenaktivitäten mehr an, Essensausgaben werden geschlossen, Gemeinschaftsunterkünfte geschlossen“, sagte der Sozialexperte des Gemeindebundes, Uwe Lübking, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorgestern. „Die Hilfen vor Ort leiden auch darunter, dass es an Schutzkleidung, Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln fehlt.“
Der Städtebund lobte zugleich das Krisenmanagement vieler Gemeinden. Einzelne Kommunen würden obdachlose Menschen unter anderem in leerstehende Hotels unterbringen, vermehrt Streetworker einsetzen und, so gut es gehe, Helfer mit Schutzkleidung ausstatten.
„Städte, die eine relativ gute Finanzkraft haben, können mehr tun als hochverschuldete Kommunen“, sagte Lübking. „Bund und Länder sollten deshalb nicht nur Rettungsschirme für Unternehmen spannen, sondern auch für die Kommunen. Dann könnten die Kommunen leichter Räumlichkeiten anmieten.“
Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe unterstrich die kritische Situation von Obdachlosen in der Corona-Pandemie. „Unterbringung ist ein Problem. Die ist in der Regel in Mehrbettzimmern organisiert. Diese Situation gilt es zu entspannen“, sagte Geschäftsführerin Werena Rosenke den Zeitungen.
„Das geht nur über zusätzliche Plätze. Derzeit stehen viele Hotels leer − hier muss es ein bundesweites Programm geben, um die Menschen an sichere Orte zu bringen.“ Notwendig seien zudem „flächendeckende Coronatests für Obdachlose und die Menschen, die in den Einrichtungen arbeiten.“ Bisher seien lediglich Einzelfälle von infizierten Obdachlosen in den Bundesländern bekannt, sagte Rosenke.
Nach Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft haben knapp 700.000 Menschen keine Wohnung. Die meisten lebten in Unterkünften, darunter Hunderttausende Flüchtlinge. Die Experten schätzen, dass rund 40.000 Menschen auf der Straße schlafen.
Die Wohlfahrtsverbände berichteten in den ersten Wochen der Coronakrise von vielen Schließungen der Hilfsangebote. Etliche Angebote für Obdachlose, wie Essensausgaben, Kleiderkammern oder Duschen, seien derzeit ebenfalls geschlossen.
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