Selbstbeteiligung von Patienten in Notaufnahmen gefordert
Mainz – Angesichts oft überfüllter Notaufnahmen der Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz fordert nun auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV RLP) des Landes eine Selbstbeteiligung bei Patienten mit nicht akuten Leiden. Der Gesetzgeber solle sich das überlegen, sagte KV-Pressesprecher Rainer Saurwein. Ein solches Vorgehen könne die Notaufnahmen entlasten.
400.000 Patienten pro Jahr kommen nach Angaben der KV in die 48 Bereitschaftspraxen der Ärzte in Rheinland-Pfalz. Das macht 8.300 Fälle pro Praxis – deutlich weniger als in den 88 Notaufnahmen des Landes. „Wir versuchen auf die Bereitschaftsdienste aufmerksam zu machen“, sagte Saurwein. Aber es gebe Menschen, die trotzdem nicht erreicht würden.
„Wir schlagen vor, dass auch in der Notaufnahme direkt Aufklärung geleistet wird. Und wer trotzdem mit einem geringfügigen Leiden dort behandelt werden will, sollte eine Selbstbeteiligung zahlen“, so Saurwein vor. Die solle zwar nicht hoch sein, aber ein solches Vorgehen sei fair und könnte die Notaufnahmen entlasten.
In der Notaufnahme des Katholischen Klinikum Mainz (KKM) zum Beispiel wurden nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr fast 30.000 Patienten behandelt. Nur etwa zehn Prozent seien Notfälle gewesen, sagte der Leiter der Notaufnahme, Torsten Schmitt. Allerdings fühle sich jeder, der in die Notaufnahme komme, als Notfall. Die Menschen hätten ja auch ein Problem, Schmerzen und Angst. Aber wirklich ein „Notfall“ – also Patienten, die sehr schnell einen Arzt brauchten – seien nur zehn Prozent.
Schmitt beklagte zudem, die Patienten hätten kein Verständnis, lange zu warten. „Beleidigungen und ein rauer Umgangston häufen sich bei den Wartenden.“ Selbst Handgreiflichkeiten kämen vor, meist durch Betrunkene. „Es gibt eine Zunahme solchen Verhaltens. Bedingt vor allem, dass leider zwei Drittel der Patienten die Notaufnahme als Arztpraxis missverstehen“, sagte auch Hanna-Maria Weills vom Westpfalz-Klinikum.
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