Seltene Erkrankungen: Mehr vernetzte Forschung notwendig

Berlin/Brüssel – Um seltene Erkrankungen besser diagnostizieren und behandeln zu können, sind eine intensivere Forschung und eine vernetzte Versorgung notwendig. Darauf haben heute Akteure des Gesundheitswesens anlässlich des morgigen 10. Internationalen Tags der Seltenen Erkrankungen hingewiesen.
„Forschung ist die Basis eines besseren Verständnisses von Erkrankungen. Forschung ist notwendig, um überhaupt richtige Diagnosen stellen zu können. Und nur durch intensive Forschung können Behandlungsmöglichkeiten und Therapien entwickelt werden, von denen es für die etwa 8.000 Seltenen Erkrankungen immer noch viel zu wenige gibt", sagte Jörg Richstein, Vorstandsvorsitzender der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE). Ohne Forschung gebe es für viele Betroffene keine Hoffnung.
Damit Forschung gelingen könne, sei eine vernetzte Versorgung notwendig. „Nur im Verbund, durch Austausch und Zusammenarbeit der wenigen Experten haben wir genügend Wissen für eine gute Versorgung“, erläuterte ACHSE-Geschäftsführerin Mirjam Mann. Sie forderte, die zertifizierten Referenz-, Fach- und Kooperationszentren, so wie sie in 2013 im Nationalen Aktionsplan für Menschen mit Seltenen Erkrankungen geplant wurden, müssten endlich umgesetzt und eine Finanzierung sichergestellt werden.
DKG weist auf Zentren hin
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wies heute auf die bereits erfolgte Vernetzung hin. „Die Bemühungen der letzten Jahre fruchten in 24 Europäischen Referenznetzwerken (ERN), in denen sich rund 1.000 Krankenhäuser und Fachabteilungen europaweit zusammengeschlossen haben. Aus Deutschland nehmen 120 Einrichtungen aus 58 Krankenhäusern teil“, heißt es von der DKG.
Die jeweiligen Referenznetzwerke befassen sich mit zusammenhängenden Gruppen von seltenen Erkrankungen. Neben gemeinsamer Forschung werden einheitliche wissenschaftliche Richtlinien zur Behandlung erarbeitet. Die Patienten profitieren laut DKG davon und können in den Zentren behandelt werden. Dadurch erhielten Betroffene Zugang zu einer Versorgung, die im eigenen Land nicht zur Verfügung stünde.
„Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat das Zustandekommen dieser Netzwerke aktiv mitgetragen und die deutschen Krankenhäuser im Zulassungsprozess und bei der Vernetzung der deutschen Teilnehmer unterstützt“, erklärte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum.
Fallzahlen zu niedrig: Ohne Europa geht es nicht
Der CDU-Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), der Mediziner Peter Liese, ist überzeugt, dass Europa Patienten durch gemeinsame Forschung und Behandlung helfen kann. „Bei der Entwicklung für Therapien und bei der Behandlung von seltenen Erkrankungen kann nur eine europäische Zusammenarbeit den notwendigen Erfolg garantieren“, sagte er. Die Fallzahlen in einzelnen Mitgliedsstaaten seien viel zu niedrig, als dass eine Erfolg versprechende Therapie in nur einem Land entwickelt werden könne.
Etwa vier Millionen Menschen leben in Deutschland mit einer der etwa 8.000 seltenen Erkrankungen. Der Tag der seltenen Krankheiten soll auf Nöte und Anliegen der Betroffenen aufmerksam machen, die unter den besonderen Bedingungen einer seltenen Erkrankung leiden. Häufig gibt es keine geeigneten Medikamente für die Betroffenen, da sie eine sehr kleine Gruppe sind und somit für die Pharmazieunternehmen nicht lukrativ genug. Als selten gilt eine Erkrankung in der EU, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen davon betroffen sind.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: