Politik

Stickoxid-Belastung durch Dieselautos höher als gedacht

  • Dienstag, 25. April 2017
Auspuff eines Dieselautos mit Stickoxidemissionen.
/Imaginis, stock.adobe.com

Berlin – Die Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid durch Dieselautos ist laut Umweltbundesamt (UBA) noch höher als bislang angenommen. Auch neue Diesel­au­tos der Norm Euro-6 stoßen im Schnitt 507 Milligramm Stickoxid pro Kilometer aus – rund sechs Mal so viel wie der zugelassene Grenzwert von 80 Milligramm, teilte die Behörde heu­te mit. Die Umweltorganisation BUND forderte einen Verkaufsstopp für schmutzi­ge Diesel-Neuwagen.

Das UBA berücksichtigte bei seinen Berechnungen für betriebswarme Motoren erstmals auch die in Deutschland typischen Außentemperaturen. Unterhalb der im Labor üblichen 20 bis 30 Grad Celsius steigen die Stickoxidemissionen demnach mit sinkender Außen­temperatur stark an. Die Hälfte der Fahrleistung in Deutschland werde bei Temperatu­ren unter zehn Grad Celsius erbracht, erklärte das UBA. Hohe Stickstoffdioxid-Konzen­tratio­nen treten demnach vor allem an kalten Tagen auf. Ältere Dieselmodelle der Norm Euro-5 sind die schmutzigsten: Sie stoßen unter Berücksichtigung des Temperatur­effekts im Schnitt 906 Milligramm Stickoxid aus, wie das UBA erklärte. Der Grenzwert für diese Modelle liegt bei 180 Milligramm. Alle aktuell in Deutschland zugelassenen Diesel­autos stießen 2016 demnach im Schnitt 767 Milligramm Stickoxid pro Kilometer aus.

„Unsere neuen Daten zeichnen ein deutlich realistischeres und leider noch unerfreuli­che­res Bild der Stickoxidbelastung durch Diesel-Pkw in Deutschland“, erklärte UBA-Prä­sidentin Maria Krautzberger. Sie forderte „mehr denn je eine schnelle Entlastung der vie­len hunderttausend Menschen, die in den Innenstädten unter den Folgen der viel zu hohen Dieselabgase leiden“.

Stickstoffdioxid reizt die Atemwege und beeinträchtigt langfristig die Lungenfunktion. Es kann zu chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen führen. Für empfindliche Bevölkerungsgruppen wie Kinder ist es besonders gefährlich. „Die Luft in den Städten muss sauber werden“, erklärte Krautzberger. Sie sehe dabei die Auto­in­dustrie in der Verantwortung, die eine Lösung anbieten müsse.

Der BUND sprach von „Kumpanei“ zwischen Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und den Lobbyisten der Autoindustrie. Dobrindt müsse ein Verkaufsverbot für neue Eu­ro-6-Pkw verhängen, wenn sie den Grenzwert nicht einhielten. Auch die Linke übte Kritik an Dobrindt. Er schütze die Autoindustrie und nicht die Menschen, erklärte Herbert Beh­rens, der dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zur VW-Abgasaffäre vorsitzt.

afp

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