Vermischtes

Dicke Luft in den Städten: Stickstoffdioxid Problem Nummer eins

  • Dienstag, 11. April 2017
Uploaded: 11.04.2017 15:40:36 by maybaum
/LVDESIGN, stock.adobe.com

Solingen – Der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) ist in NRW 2016 an fast jeder zwei­ten Messstelle überschritten worden. An 60 von 127 Messstellen wurde im vergan­genen Jahr der Grenzwert für die mittlere Jahresbelastung nicht eingehalten, teilten das NRW-Um­welt­ministerium und das Landesumweltamt heute in Solingen mit.

In 32 NRW-Städten gab es demnach NO2-Überschreitungen. Damit stieg die Zahl der be­troffenen Städte um eine: Halle/Westfalen kam hinzu. Als Hauptverursacher gelten der Straßen­ver­kehr und hier vor allem Dieselfahrzeuge. Die höchsten Belastungen wurden 2016 in Köln am Clevischen Ring gemessen mit 63 Mikrogramm pro Kubik­meter. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter im Jahresmittel.

Die Grenzwerte für Feinstaub, einem weiteren Luftschadstoff, wurden dagegen zum dritt­en Mal in Folge an allen 65 Messstellen in NRW eingehalten. Einen Grund zur völligen Ent­warnung sehen Experten in den gesunkenen Feinstaubwerten nicht: Gesund­heits­schädigend wirken Feinstaubpartikel auch unterhalb des Grenzwertes. Der EU-Grenz­wert für Schwefeldioxid wird auch seit Jahren nicht überschritten.

Minimierung von NO2 notwendig

Die Belastung mit Stickstoffdioxid sei das Problem Nummer eins in der Luftreinhaltung, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Städte, Gemeinden, Automobil­hersteller sowie Behörden auf Landes- und Bundesebene seien in der Pflicht. Der Präsi­dent des Landesumweltamtes, Thomas Delschen, betonte: „Eine Minimierung vor allem bei Stickoxiden ist notwendig.“

Remmel verwies auf eine von der Europäischen Kommission angedrohte Klage gegen Deutschland wegen der wiederholten Überschreitung der NO2-Grenzwerte. Der Minister sagte, er wolle Fahrverbote vermeiden. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch NRW durch die Gerichte zur Einführung von Fahrverboten gezwungen werde, um die Grenzwerte einzuhalten.

Die Umweltschutzorganisation BUND in NRW forderte die schnelle Durchsetzung von Fahrverboten und Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in den belasteten Innenstädten.

Die Gesundheitswissenschaftlerin an der Universitätsklinik Essen, Susanne Moebus, betonte, das größte Gesundheitsproblem sei die insgesamt hohe Verkehrsbelastung in den Metropolregionen. Stickstoffdioxid trete immer mit anderen gesundheitsgefähr­den­den Stoffen auf, wie Feinstaub, Rußpartikel und auch Lärm. „Eine individuelle Präven­tion ist kaum möglich“, sagte die Wissenschaftlerin.

In einem Prozess wegen überhöhter NO2-Werte in Düsseldorf hatte ein Verwaltungs­ge­richt erstmals ein örtliches Fahrverbot für Dieselautos angeregt. Das Urteil aus dem ver­gangenen Jahr ist nicht rechtskräftig, es liegt in der nächsten Instanz beim Bundes­ver­wal­tungsgericht in Leipzig.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung