Strahlentherapeuten setzen auf individualisierte Therapie

Berlin – Die Strahlentherapie bei Brustkrebspatientinnen sollte individueller erfolgen, als dies im Augenblick der Fall ist. Das hat der President-Elect der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), Wilfried Budach, auf der 23. Jahrestagung der Fachgesellschaft gefordert. „Das ,One fits all'-Konzept hat ausgedient, auch in den frühen Brustkrebsstadien. Die Strahlentherapie muss sich in Zukunft stärker am individuellen Risiko der Patientin orientieren“, sagte Budach in Berlin.
Nach einer brusterhaltenden Brustkrebs-Operation schließt sich bei Patientinnen fast immer eine Strahlentherapie an. Nach der derzeit noch gültigen Version der S3-Leitlinie soll die gesamte verbliebene Brust und die angrenzende Thoraxwand bestrahlt werden, die Dosis soll rund 50 Gy bei konventioneller Fraktionierung betragen. Diese Empfehlungen werden sich laut der Fachgesellschaft in der kurz vor der Veröffentlichung stehenden neuen S3-Leitlinie erheblich verändern, denn neuere Studien hätten zahlreiche Hinweise darauf gegeben, dass Abweichungen für die Patientinnen von Vorteil sein können.
So könne für die meisten Patientinnen die Strahlentherapie im Sinne einer Deeskalation nach der Operation von bislang er fünf bis sechseinhalb Wochen auf drei bis viereinhalb Wochen verkürzt werden. Bei Niedrigrisikopatientinnen könne zudem eine Teilbestrahlung der Brust ausreichend sein. „Wir sollten nicht länger bei allen Patientinnen an der Ganzbrust-Bestrahlung festhalten“, so Budach.
In anderen Fällen könne aber auch eine Eskalation der Therapie sinnvoll sein. So wurde die Bestrahlung der regionalen Lymphknoten bislang nur bei Patientinnen mit über drei positiven axillären Lymphknoten empfohlen. Neue Daten zeigten indes, dass die Bestrahlung der Brustwandlymphknoten das Gesamtüberleben bei Patientinnen mit Lymphknoten-positivem Brustkrebs signifikant verbessere.
„Die Strahlentherapie muss sich in Zukunft stärker am individuellen Risiko der Patientin orientieren. Die DEGRO setzt sich dafür ein, dass jede Betroffene zukünftig so viel Therapie wie nötig und so wenig wie möglich bekommt“, erklärte Budach.
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