Studie: mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 sicher für Schwangere

Vancouver – Eine große Beobachtungsstudie aus Kanada bestätigt der mRNA-Impfung gegen COVID-19 ein „gutes Sicherheitsprofil“. Rund 7,3 % der geimpften Schwangeren hätten nach der 2. Dosis Nebenwirkungen gehabt, vorwiegend Kopfschmerzen, Fatigue und allgemeines Unwohlsein – weniger als Nichtschwangere mit einer Rate von 11,3 %, wie die Autoren in Lancet Infectious Diseases berichten (2022; DOI: 10.1016/S1473-3099(22)00426-1).
Erstautor Manish Sadarangani vom Vaccine Evaluation Center am British Columbia Children’s Hospital Research Institute in Vancouver, Kanada und seine Kollegenschauten sich auch die Nebenwirkungsraten ungeimpfter, schwangerer Frauen an.
Von ihnen hatten in einer Vergleichswoche 3,2 % entsprechende gesundheitliche Beschwerden. Dies deute darauf hin, dass auch einige der von den geimpften Schwangeren berichteten Symptome nicht auf die Impfung zurückzuführen sein könnten, so die Autoren. Einen Unterschied hinsichtlich der Häufigkeit schwerer Erkrankungen, die einer Krankenhausbehandlung bedurften, gab es zwischen den Gruppen nicht.
Neue Evidenz vertreibt zunehmend Sorgen
„In der Frühphase der COVID-19-Impfkampagne haben sich nur wenige schwangere Frauen impfen lassen, da nur wenig Daten zur Verfügung standen und Sorge über die Sicherheit der Impfstoffe in der Schwangerschaft bestand“, so Sadarangani from the British Columbia Children's Hospital Research Institute.
Die neue Studie umfasst Daten von Frauen aus 7 kanadischen Provinzen aus dem Zeitraum von Dezember 2020 bis November 2021. Alle geimpften Teilnehmerinnen wurden gebeten, Angaben zu gesundheitlichen Problemen in den 7 Tagen nach jeder Impfdosis zu machen.
Die ungeimpften Schwangeren machten die entsprechenden Angaben für die Woche vor der Befragung. 191.360 Frauen mit bekanntem Schwangerschaftsstatus nahmen an der Befragung nach der 1. Dosis teil, nach der 2. Dosis waren es noch 94.937.
Etwas mehr gesundheitliche Problem nach der Zweitdosis
Als „signifikantes gesundheitliches Problem“ definierten die Autoren Krankheitsereignisse, die zu Abwesenheit am Arbeitsplatz/in der Schule führten, einer ärztlichen Behandlung bedurften und/oder Alltagsaktivitäten verhinderten. „Schwere gesundheitliche Probleme“ waren Ereignisse, die eine Behandlung in der Notaufnahme oder eine Aufnahme ins Krankenhaus erforderten.
Insgesamt 4,0 % (226/5,597) der mit einem mRNA-Vakzin gegen COVID-19 geimpften Frauen berichteten von einem signifikanten gesundheitlichen Problem in den 7 Tagen nach der 1. Impfdosis; nach der 2. Impfdosis waren es 7,3 % (227/3,108). Die häufigsten Beschwerden der Schwangeren nach der 2. Dosis waren allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerzen/Migräne und Atemwegsinfektionen.
Die geimpften Schwangeren hatten im Vergleich zu ungeimpften Schwangeren häufiger in den 7 Tagen nach der 2. Dosis von mRNA-1273 (Moderna) ein signifikantes gesundheitliches Problem (aOR 4,4), Dies galt aber nicht nach der 1. Dosis des Moderna-Vakzins oder beiden Dosen des Vakzins BNT162b2 von Biontech.
Auch die Ungeimpften hatten „Nebenwirkungen“
Von den ungeimpften Schwangeren gaben 3,2 % (11/339) in der Vergleichswoche entsprechende Beschwerden an. In der geimpften, aber nichtschwangeren Gruppe von Frauen waren es 6,3 % (10.950/174.765) nach der 1. Impfdosis und 11,3 % (10.254/91.131) nach der 2. Impfdosis.
Schwere gesundheitliche Probleme waren in allen Gruppen selten (<1 %) und in allen Gruppen gleich häufig.
Kein Unterschied bei Fehlgeburten
Der am häufigsten berichtete negative Schwangerschaftsausgang war Fehlgeburt/Todgeburt. Unterschiede zwischen den geimpften und ungeimpften Schwangeren gab es dahingehen nicht: 2,1 % (7/339) der ungeimpften Schwangeren und 1,5 % (83/5597) der geimpften Schwangeren hatten innerhalb von 7 Tagen nach der 1. Impfdosis eine Fehl- oder Todgeburt.
„Die im Vergleich zu den ungeimpften Schwangeren niedrigere Rate an signifikanten gesundheitlichen Problemen bei den geimpften Schwangeren ist unerwartet und muss näher erforscht werden. In früheren Studien zu anderen Impfstoffen hatten sich meist keine Unterschiede gezeigt oder eine höhere Rate bei Schwangeren“, sagte Julie Bettinger, Seniorautorin des Papers und ebenfalls vom British Columbia Children’s Hospital Research Institute.
Es seien weitere Untersuchungen zu Nicht-COVID-19-mRNA-Vakzinen erforderlich, um herauszufinden, ob die geringeren Nebenwirkungen bei Schwangeren ein Merkmal von mRNA-Impfstoffen allgemein oder vielmehr dieser spezifischen Impfstoffe seien.
Langfristige Sicherheit wird gerade untersucht
Da sich die Studie auf gesundheitliche Probleme in den 7 Tagen nach der Impfung fokussierte, lassen sich daraus keine Schlüsse zur langfristigen Sicherheit ziehen. Allerdings läuft gerade eine langfristigere Nachbeobachtung der Studienteilnehmerinnen, die diese Lücke schließen soll.
Die Daten lieferten beruhigende Evidenz, dass COVID-19-mRNA-Vakzine in der Schwangerschaft sicher seien, so die Autoren. Sie sollten genutzt werden, um Schwangere über möglicherweise auftretende Nebenwirkungen nach der Impfung aufzuklären. Außerdem könnten die in Kombination mit Daten zu Wirksamkeit und Immunogenität die Grundlage für COVID-19-Impfempfehlungen in der Schwangerschaft bilden.
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