Medizin

Studie: Weltweit 4,2 Millionen Todesfälle jährlich durch Feinstaub

  • Dienstag, 11. April 2017
Smog und Feinstaub über einer Großstadt
/Kzenon, stock.adobe.com

Boston – Die Exposition mit Feinstaub, der in erster Linie durch die Verbrennung fossiler Energieträger entsteht, war im Jahr 2015 weltweit für 4,2 Millionen Todesfälle verant­wortlich. Weitere 254.000 Todesfälle wurden durch erhöhte Ozonwerte verursacht, wenn neue Berechnungen im Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)30505-6) zutreffen.

Epidemiologische Studien haben in den letzten Jahren konsistent gezeigt, dass Fein­staub und Ozon das Sterberisiko der Bevölkerung erhöhen. Die Exposition der Bevölke­rung lässt sich global anhand von Satellitenbildern abschätzen, die bei der Bestimmung der beiden Luftschadstoffe eine Auflösung von elf mal elf Kilometer erreichen. Aaron Cohen vom Health Effects Institute in Boston und Mitarbeiter haben die Daten mit den Ergebnissen der epidemiologischen Studie und der Bevölkerungsdichte in den Regionen in Beziehung gesetzt. Dabei griffen sie im wesentlichen auf Daten zurück, die die Global Burden of Diseases Study zusammengetragen hat. 

Die neuen Berechnungen zeigen, dass die Zahl der Menschen, die an den Folgen einer Feinstaubexposition gestorben sind, von 3,5 Millionen (3,0–4,0) im Jahr 1990 auf 4,2 Millionen (3,7–4,8) im Jahr 2015 angestiegen ist (die Zahlen in den Klammern geben das 95-Prozent-Konfidenzintervall an). Hinzu kommen noch einmal 254.000 Todesfälle (97.000–422.000) durch Ozon. Die Zahl der gesunden Lebensjahre, die durch die beiden Schadstoffe verloren gingen (DALY), gibt Cohen für das Jahr 2015 mit 103,1 Millionen (90,8–115,1) für den Feinstaub und von 4,1 Millionen (1,6–6,8) für die Ozon­exposition an. 

Die höchste Feinstaubexposition hatten die arabischen Länder Katar, Saudi-Arabien und Ägypten, gefolgt von Bangladesch, Mauretanien, Libyen, Nepal, Indien sowie Teilen Chinas. In diesen Regionen sind mehr als acht Prozent aller Todesfälle auf den Fein­staub zurückzuführen. Am saubersten ist die Luft auf den pazifischen Inseln und Brunei sowie in Schweden, Grönland, Neuseeland, Australien, Finnland, Island, Liberia und Kanada. Dort liegt der Anteil der durch Feinstaub ausgelösten Todesfälle bei unter drei Prozent.

In den ärmeren Ländern ist die Bevölkerung zusätzlich mit dem Feinstaub aus Kochherd und Heizung exponiert. Cohen schätzt die Zahl der weltweiten Todesfälle für 2015 auf 2,9 Millionen (2,2–3,6) und die verlorenen gesunden Lebensjahre (DALY) auf 85,6 Million (66,7–106,1).

Beide Feinstaubexpositionen zusammen sind für 17,1 Prozent der ischämischen Herz­erkrankungen, für 14,2 Prozent der zerebrovaskulären Erkrankungen, für 16,5 Prozent der Lungenkrebse, für 24,7 Prozent der unteren Atemwegsinfektionen und für 27,1 Prozent der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen verantwortlich.

Die Beziehung zwischen Feinstaub und dem Sterberisiko ist laut Cohen nicht linear. Das Risiko steigt im unteren Expositionsverlauf steil an und verläuft dann zunehmend fla­cher. Dies bedeutet, dass die hochexponierten Länder die Feinstaubkonzentration deutlich senken müssten, bevor das Sterberisiko spürbar sinken würde.

rme

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