Transsexuelle: Genitalangleichende Operation verbessert die Lebensqualität

Dresden – Transsexuelle profitieren deutlich von einer besseren Lebensqualität, wenn ihre Transition voranschreitet. Dabei stellt die operative Genitalangleichung für viele einen entscheidenden Schritt dar. Im Vergleich zu nicht transsexuellen Personen schneiden sie aber auch nach der körperlichen Angleichung an die subjektiv erlebte Geschlechtsidentität schlechter ab, berichten Forscher des Universitätsklinikums Essen beim 69. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Dresden.
Im Rahmen einer noch nicht publizierten Querschnittsstudie befragten die Forscher um Jochen Heß und Sefik Tagay vom Universitätsklinikum Essen 156 Mann-zu-Frau-transidente Personen postalisch. Alle hatten zuvor zwischen 1995 und 2015 eine genitalangleichende Operation (GaOP) in der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums durchlaufen. Die Nachbefragung fand durchschnittlich 6,6 Jahre (4 Monate bis 21 Jahre) nach der Operation statt.
Die Auswertung beruht auf 3 Messinstrumenten: dem SF-12 zur Erfassung der generischen Lebensqualität (LQ), dem Essener Ressourcen Inventar (ERI) und einem neu validierten Selbstbeurteilungsfragebogen, dem Essener Transidentitäts-Lebensqualitätsinventar (ETLI). In den ERI und ETLI fließen die unterschiedlichen Facetten der Ressourcenausstattung (personal, sozial und strukturell) sowie die verschiedenen Aspekte der Lebensqualität (körperliche LQ, soziale LQ, psychische LQ oder LQ durch Offenheit) mit ein. Je mehr Ressourcen zur Verfügung stehen und je höher die Lebensqualität, desto höher fällt der jeweilige Globalscore mit maximal 3 Punkten aus.
ERI und ETLI erfassen die Ressourcenausstattung beziehungsweise die LQ zu 2 unterschiedlichen Zeitpunkten im Transitions-Prozess einer Person: Während sich die Fragen im ERI auf die beiden Zeitpunkte vor 3 Jahren und die letzten 4 Wochen beziehen, erfasst das ETLI den Zeitpunkt des Coming-out und die letzten 4 Wochen. „Das ermöglicht uns, die Veränderung der Ressourcenausstattung und der trans*spezifischen Lebensqualität im zeitlichen Verlauf des einzelnen Individuums einzuschätzen“, sagt Heß. (Durch „*“ werden Transgender, Transidente, Transsexuelle und viele mehr eingeschlossen.)
Als Kontrollgruppe des SF-12 diente eine Normstichprobe von 2.914 nicht transsexuellen Personen, unter ihnen Schüler, Eltern, Medizinstudierende, aber auch Patienten mit Migräne, Bluthochdruck oder Rückenschmerzen. Als Kontrollgruppe des ERI wurde die Gruppe der gesunden Probanden und Probandinnen der ERI-Validierungsstudie herangezogen. Diese umfasste 62 gesunde Blutspender und Klinikangestellte. Für das ETLI gab es keine Kontrollgruppe.
Psychische Lebensqualität könnte besser sein
Sowohl ERI als auch ETLI zeigten bei den befragten Trans-Frauen eine deutliche Verbesserung aller Subkategorien und des Globalscores im Verlauf der Transition nach der Operation. „Der Globalscore verbesserte sich um insgesamt 47 Prozent von 1,53 auf 2,25 von maxmial 3 Punkten“, sagt Heß.
Trotz der positiven Befunde bleibt ein Wermutstropfen. Trans-Frauen finden sich auch Jahre nach der GaOP nicht so gut im Leben zurecht wie nicht transsexuelle Frauen. Zwar war die körperliche Lebensqualität, gemessen mit dem SF-12, vergleichbar gut. Die psychische Lebensqualität bewerteten transsexuelle Probandinnen mit 47,79 Punkten im Vergleich zu nicht transsexuellen Menschen mit 52,25 Punkten von maximal 100 Punkten aber auch nach einer Operation noch signifikant schlechter.
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