Trotz vieler Neuinfektionen: Israel hebt Schließung von Restaurants auf

Tel Aviv/Jerusalem – Die angesichts der Coronapandemie geplante Schließung von Restaurants in Israel ist vom Tisch: Das Parlament hob gestern einen entsprechenden Regierungserlass auf.
Die Beschränkungen seien nicht durch wissenschaftliche Daten gestützt, erklärte ein Mitglied der Knesset. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und das Gesundheitsministerium hatten am vergangenen Freitag unter anderem die Schließung von Restaurants angekündigt, um die Ausbreitung des Coronavirus im Land einzudämmen.
Restaurants sollten laut Regierungsplan nur noch Lieferservice und Außer-Haus-Verkäufe anbieten. Nachdem sich viele Gastronomen über die Beschränkungen verärgert zeigten, hatte die Regierung die geplante Schließung bereits auf gestern verschoben. Diesen Beschluss hob die Knesset nun auf.
Vorgestern hatte das Parlament bereits jegliche Zugangsbeschränkungen für Strände und Schwimmbäder in Israel wieder aufgehoben. Ob auch Sportstudios und Schulen demnächst wieder öffnen dürfen, will die damit betraute Kommission noch innerhalb dieser Woche entscheiden.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ist unterdessen in Israel ist so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Das israelische Gesundheitsministerium teilte heute mit, gestern seien 1.977 neue Fälle gemeldet worden. Ein Wert von 2.000 Neuinfektionen pro Tag gilt in dem Land als Marke für noch schärfere Einschränkungen bis hin zu einem kompletten Lockdown.
Mitte Mai hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen in dem Land noch im zweistelligen Bereich gelegen. Nach raschen Lockerungen schnellen die Zahlen jedoch seit Ende Mai immer weiter in die Höhe. Insgesamt wurden in Israel bislang 54.633 Infizierte registriert. Aktive Fälle gibt es derzeit mehr als 31.300, davon sind 259 schwer erkrankt. 430 Menschen sind bislang nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde zu Beginn der Pandemie für sein Krisenmanagement gelobt. Inzwischen steht er aber stark in der Kritik, in den vergangenen Tagen wurde mehrfach gegen ihn demonstriert. Die Wirtschaft des Landes ächzt unter den Folgen der Krise.
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