Krankenpflegekräfte streiken in Israel wegen Personalnot

Tel Aviv – Mitten in der Coronakrise sind heute Krankenpflegekräfte in Israel in den Streik getreten. Sie wollen damit gegen den Pflegenotstand protestieren, der durch die Pandemie noch verschärft wurde. Zuvor war ein nächtlicher Verhandlungsmarathon mit dem Finanzministerium über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen gescheitert.
Wie die Times of Israel schrieb, sollen die Notfallversorgung sowie die Versorgung von Patienten trotz des Streiks gewährleistet bleiben. In israelischen Krankenhäusern herrscht nach übereinstimmenden Medienberichten ein starker Personalmangel.
Außerdem seien gegenwärtig rund Tausend Krankenpflegekräfte in Corona-Quarantäne, berichtete das israelische Fernsehen heute. Tage in Quarantäne würden als Krankentage angerechnet. Auch dagegen protestierte das Pflegepersonal. In Israel streiken bereits seit mehreren Wochen auch die Sozialarbeiter.
Israels Oppositionsführer Jair Lapid schrieb bei Twitter, wie die Sozialarbeiter hätten auch die Krankenpflegekräfte „verstanden, dass es in Israel keine Regierung gibt“. Die Minister seien nur mit sich selbst beschäftigt und kümmerten sich nicht um die Probleme des Volkes, schrieb er. „Alle, die in Israel an der Front arbeiten, wurden alleingelassen.“
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde zu Beginn der Pandemie für sein Krisenmanagement gelobt. Allerdings schnellt die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Israel seit Ende Mai immer weiter in die Höhe.
Die Wirtschaft des Landes leidet erheblich unter den Folgen der Krise, die Arbeitslosigkeit liegt mittlerweile bei 21 Prozent. Die finanziellen Hilfsmaßnahmen der Regierung wurden als unzureichend kritisiert.
Tausende von Israelis hatten vorgestern gegen den Kurs der Regierung von Netanjahu in der Coronakrise demonstriert. Die Demonstranten in Tel Aviv warfen der politischen Führung vor, sie sei korrupt und habe sich vom Volk entfernt.
In der Nacht zum vergangenene Freitag hatte die Regierung beschlossen, dass an Wochenenden ein Coronalockdown gilt. Es wurden erneut Einschränkungen für Versammlungen, Restaurants, Schwimmbäder und Fitnessstudios verhängt. Auch die Besucherzahlen für Synagogen, Kirchen (auch der Grabeskirche), Klagemauer und Moscheen wurden beschränkt.
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