Medizin

Überversorgung mit Selen und Vitamin E schädlich

  • Mittwoch, 30. April 2014

Bochum – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) warnt davor, Vitamin-E- und Selenpräparate unkontrolliert einzunehmen. Nahrungsergänzungsmittel seien nur bei Mangelzuständen sinnvoll und sollten nur auf medizinischen Rat hin eingenommen werden, rät die Fachgesellschaft. Eine Überversorgung könne das Risiko für Krebser­krankungen erhöhen.

Vitamin E kommt gehäuft in pflanzlichen Ölen wie Weizenkeim- oder Olivenöl vor. Viel Selen findet sich in Fisch, Meeresfrüchten, Milch und Gemüse. Beiden Substanzen sagte man eine schützende Wirkung in Bezug auf Krebserkrankungen nach.

Das vom US-National Cancer Institute finanzierte „Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial“ (SELECT) ging dieser Vermutung nach. Es war die größte jemals zur Vorbeugung von Prostatakrebs durchgeführte Studie. „Vor sechs Jahren wurde sie abgebrochen, als eine Zwischenauswertung ergab, dass Vitamin E nicht vor Krebs schützt, sondern das Krebsrisiko sogar erhöht“, erläutert Axel Heidenreich, Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Aachen.

Jetzt zeigte sich laut der DGE in einer weiteren Auswertung, dass auch Selen das Krebsrisiko steigert. Es kam zu einem Anstieg von „high-grade“ Prostatakarzinomen. „Diese aggressive Krebsvariante kann bereits nach wenigen Jahren zu Metastasen und zum Tod führen“, erläutert Herbert Rübben, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Essen.

Betroffen waren nur Männer, die zu Beginn der Studie ausreichend mit dem Spurenelement versorgt waren, wie die Bestimmung der Selenkonzentration in Zehnagel-Proben ergab. „Dies bedeutet, dass das Spurenelement Selen, das der Körper in geringen Mengen benötigt, in höheren Dosierungen schadet“, bilanziert Rübben.

„Wir raten aufgrund der Ergebnisse allen Männern davon ab, Präparate mit Selen oder Vitamin E einzunehmen, solange kein Mangel nachgewiesen ist“, so das Fazit von Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.

hil

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