Umstellung auf Pflegegrade läuft weitgehend reibungslos

Berlin – Die zum Jahresbeginn angelaufene Umstellung auf ein neues Begutachtungssystem für Pflegebedürftige ist nach Einschätzung der Bundesregierung und des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK), der heute eine erste Bilanz zog, bisher weitgehend reibungslos verlaufen.
Insbesondere Versicherte mit einer Demenzerkrankung oder mit einem hohen krankheitsbedingten Unterstützungsbedarf profitieren vom neuen Verfahren, hieß es vom MDK. „Die Versorgung ist besser geworden“, erklärte der Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbands der Krankenkassen (MDS), Peter Pick. Der Pflegebevollmächtigte Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, in vielen Gesprächen mit Verbänden, Einrichtungen vor Ort oder Pflegebedürftigen habe er den Eindruck gewonnen, dass die Umsetzung im Großen und Ganzen ziemlich gut funktioniere.
Lauman betonte aber auch, dass es bei einer so großen Reform nicht ausbleibe, „dass es in Einzelfällen Probleme gibt“. So sei ihm von einigen Bürgern berichtet worden, dass bei ihren Begutachtungen durch den MDK zu viel Zeit vergehe, bis das Ergebnis vorliege. Zwar habe der Gesetzgeber einige Verzögerungen eingeplant. „Einige MDKen müssen hier aber offenbar mehr Tempo machen und sich auch mehr anstrengen“, sagte Laumann. Dem MDK zufolge müssen Versicherte aufgrund des hohen Auftragsvolumens derzeit mit einer Bearbeitungsdauer von vier bis zu acht Wochen rechnen. In dringenden Fällen gilt eine Ein-Wochen-Frist. Eine bisher gültige 25-Tage-Frist sei ausgesetzt worden, da bereits klar gewesen sei, dass auf die MDK-Gutachter mehr Arbeit zukommt, hieß es. Die 25-Tage-Frist soll ab 2018 wieder gelten.
Zahlen des MDK zufolge begutachtete der Dienst im ersten Quartal 2017 mehr als 222.000 Menschen nach dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Bei mehr als 80 Prozent empfahlen die Gutachter demnach einen der fünf neuen Pflegegrade. Durch das neue Verfahren erhielten den Angaben zufolge fast 129.000 Menschen erstmals Leistungen aus der Pflegeversicherung. Die Resonanz bei Versicherten und Gutachtern sei positiv, das Auftragsvolumen bei den Begutachtungen sei erwartungsgemäß gestiegen. Allein im Pflegegrad 1 seien 43.434 Versicherte neu im Leistungsbezug.
Zu Jahresbeginn war ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt worden. Die drei bisherigen Pflegestufen wurden durch fünf Pflegegrade ersetzt. Der Zeitaufwand für die Pflege spielt nicht mehr die ausschlaggebende Rolle. Zudem bekommen Menschen, deren Geisteskraft nachlässt (wie etwa Demenzkranke), einen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Damit werden insbesondere Demenzerkrankungen besser als bisher von der Pflegeversicherung erfasst. In Deutschland sind rund drei Millionen Menschen pflegebedürftig.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: