Ausland

UNO kritisiert gezielte Angriffe auf afghanische Gesundheits­versorgung

  • Montag, 22. Juni 2020
Afghanische Sicherheitskräfte sichern die Straße nach dem Anschlag auf eine Klinik der Ärzte ohne Grenzen in Kabul am 12. Mai 2020. /picture alliance, AA, Haroon Sabawoon
Afghanische Sicherheitskräfte sichern die Straße nach dem Anschlag auf eine Klinik der Ärzte ohne Grenzen in Kabul am 12. Mai 2020. /picture alliance, AA, Haroon Sabawoon

Kabul – Die UNO hat gezielte Angriffe auf medizinische Einrichtungen und deren Mitar­bei­ter in Afghanistan mitten in der Coronapandemie kritisiert. Die UN-Mission für Afgha­nistan (Unama) erklärte gestern, vom 11. März bis zum 23. Mai seien zwölf solcher An­griffe registriert worden.

Für acht Angriffe waren demnach die radikalislamischen Taliban verantwortlich, für drei afghanische Sicherheitskräfte. Zu einem Angriff auf eine Kabuler Geburtsstation, der Ende Mai weltweit für Entsetzen gesorgt hatte, hat sich bislang noch niemand bekannt.

Bei dem Angriff auf die Geburtsstation des Dascht-e-Bartschi-Krankenhauses waren am 23. Mai 25 Menschen getötet worden, darunter 16 junge Mütter. Am vergangenen Mon­tag hatte Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen angekündigt, die Arbeit in der Klinik einzu­stellen, weil weitere Angriffe nicht ausgeschlossen werden könnten.

Unama-Chefin Deborah Lyons erklärte, in einer Zeit, in der humanitäre Maßnahmen drin­gend nötig seien, um in Afghanistan Menschenleben zu retten, hätten sowohl die Taliban als auch die afghanischen Sicherheitskräfte „gezielte Gewalttaten“ verübt und damit die Gesundheitsversorgung des Landes beeinträchtigt.

Afghanische Sicherheitskräfte flogen den UN-Angaben zufolge im Mai einen Luftangriff nahe einer Klinik in der nordafghanischen Provinz Kundus. Das Ziel war demnach ein Fahrzeug mit verletzten Taliban-Kämpfern. Getötet wurden sieben Taliban-Kämpfer, aber auch zwei Zivilisten.

Bei einem weiteren Vorfall in einem Krankenhaus in der östlichen Provinz Nangarhar drohten afghanische Soldaten den Angaben zufolge damit, Ärzte zu erschießen, die sich weigerten den Leichnam eines toten Soldaten zu waschen.

Der dritte Vorfall ereignete sich demnach in der Provinz Balkh, wo Soldaten mehrere Last­wagen anhielten und die für eine Klinik bestimmte Ladung mitnahmen.

In Afghanistan wurden bislang mehr als 28.000 Coronainfektionen und mehr als 580 Todes­fälle bestätigt. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

Die Gewalt in Afghanistan hatte nach einer kurzzeitigen Waffenruhe im Mai nachge­lass­en, inzwischen nimmt sie aber wieder zu. Nach Behördenangaben von gestern wurden binnen einer Woche bei Angriffen der Taliban 42 Zivilisten getötet und mehr als hundert weitere verletzt.

afp

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