Medizin

USA: Long COVID wird zunehmend in Todesbescheinigungen genannt

  • Donnerstag, 15. Dezember 2022
/niphon, stock.adobe.com
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Hyattsville/Maryland – In den USA werden immer wieder Long-COVID-Symptome in den Sterbeurkunden er­wähnt. Mitarbeiter des National Center for Health Statistics (NCHS) fanden sie im Freitext bei mehr als 3.500 Menschen, die an oder mit COVID-19 gestorben sind (Vital Statistics Rapid Release 2022; DOI: 10.15620/­cdc:­121968).

Long COVID ist weder in den USA noch in anderen Ländern eine anerkannte Todesursache. Die anhaltende körperliche Schwäche und geistige Erschöpfung („Brain fog“), die das Krankheitsbild kennzeichnen, führen nicht direkt zum Tod. Sie könnten allerdings den Gesundheitszustand so weit schwächen, dass die Anfälligkeit für ernsthafte Erkrankungen steigt.

Auch soziale Folgen wie der Verlust des Arbeitsplatzes können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Im Extremfall wären sie der Anlass für einen Suizid, oder sie fördern Substanzabhängigkeiten und einen unge­sun­den Lebensstil.

Farida Ahmad und Mitarbeiter vom National Center for Health Statistics in Hyattsville/Maryland konnten bei ihrer Analyse nicht erkennen, was die Ärzte (und bei unklaren Todesfällen auch die Coroner) bewog, im Frei­textbereich der Sterbeurkunden auf die Long-COVID-Symptome als Begleitumstände des Todes hinzuweisen.

Bis Ende Juni 2022 geschah dies 3.544 Mal. Bei insgesamt 1.021.487 Todesfällen an oder mit COVID-19 ergibt dies einen Anteil von nur etwa 0,3 %. Das Risiko ist demnach sehr gering. Ahmad sieht die Fälle aller­dings als ein Signal, das auf ein mögliches Problem hinweist. Wie verbreitet es ist, lässt sich angesichts der notorisch ungenauen Angaben in Todesbescheinigungen nicht ermitteln.

In 67,5 % der Sterbeurkunden, die Long-COVID-Symptome erwähnten, war COVID-19 die erste Todesursache. Bei 8,6 % wurden Herzerkrankungen genannt. Es folgten Krebs, Morbus Alzheimer, chronische untere Atem­wegs­erkrankungen und Diabetes mit einem Anteil von jeweils mehr als 2 %.

Long COVID wurde überwiegend bei älteren Menschen als Begleitumstand erwähnt. Fast ein Viertel der Ver­storbenen war älter als 75 Jahre, ein weiteres Viertel zwischen 65 und 74 Jahre alt. Männer waren häufiger betroffen als Frauen – was dem allgemeinen Trend widerspricht, nach dem Long COVID eher bei Frauen als bei Männern auftritt.

Unter den ethnischen Gruppen waren die Nachfahren der Ureinwohner („American Indian or Alaska Native“) am häufigsten betroffen. Bei den Menschen asiatischer Herkunft wurde Long COVID am seltensten in den Totenscheinen erwähnt. Dies entspricht allerdings den Sterberaten an COVID-19 in diesen Gruppen. Bei den Afroamerikanern und den Hispanics wurde Long COVID seltener erwähnt als von den Sterberaten an COVID-19 zu erwarten gewesen wäre.

rme

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