Versuch in Deutschland: Milchkühe über Euter mit Vogelgrippe infiziert

Berlin – Nach zahlreichen Vogelgrippeinfektionen bei Milchvieh in den USA hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Versuche an Kühen hierzulande durchgeführt. Zu einem ersten Zwischenergebnis teilte das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit heute auf seiner Webseite mit, dass sich nicht nur ein US-Isolat im Euter sehr gut habe vermehren können, sondern auch ein aktuelles H5N1-Virus aus einem Wildvogel aus Deutschland.
Nach der direkten Infektion des Euters über die Zitzen hätten die Milchkühe in beiden Fällen eindeutige Krankheitssymptome gezeigt, darunter starken Milchrückgang, Veränderung der Milchkonsistenz und Fieber. Es handelt sich um eine Infektionsstudie zur Empfänglichkeit von Milchkühen für das hochpathogene aviäre Influenzavirus H5N1 (HPAIV H5N1), die kürzlich angekündigt worden war. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.
„Die direkte Infektion des Euters durch das Virus scheint von besonderer Bedeutung zu sein“, schreibt das FLI nun. Obwohl der Erreger bereits vor 27 Jahren erstmals nachgewiesen worden sei, habe man nie ähnliche Infektionsereignisse beobachtet. Dabei habe insbesondere in Asien möglicher Kontakt von Wiederkäuern mit Ausscheidungen infizierter Wildvögel bestanden.
An der Risikoeinschätzung des FLI ändere das Zwischenergebnis nichts, hieß es. „Sowohl das Risiko des Eintrags des US-amerikanischen HPAI H5N1-Stammes (B3.13) in deutsche Rinderbestände einschließlich Milchkuhbetriebe, als auch das Risiko der Infektion von Rindern mit in Europa vorkommenden HPAI H5-Viren wird für Deutschland als sehr gering eingeschätzt.“
Dennoch empfiehlt das Institut eine erhöhte Aufmerksamkeit. Insbesondere bei unklaren und gehäuften Erkrankungsfällen in Milchkuhbeständen solle das Virus bei der Untersuchung berücksichtigt werden. Bisher gebe es außer in den USA nirgendwo weltweit Hinweise auf ähnliche Infektionsgeschehen mit H5N1. Welche genauen Umstände dort zum Ausbruch führten, ist nach FLI-Angaben nach wie vor nicht bekannt.
Das Institut will nach eigenen Angaben bis zu 1.500 Tankmilchproben aus verschiedenen Regionen Deutschlands untersuchen. Vorsorglich hatte es bereits rund 1.400 Rinderserumproben getestet, die aus besonders von Geflügelpest betroffenen Regionen stammten, sowie rund 350 Tankmilchproben. Die Ergebnisse seien negativ gewesen.
In den USA ist die Zahl der betroffenen Herden inzwischen auf über 100 gestiegen, Fälle wurden in 12 Bundesstaaten nachgewiesen. Fachleute gehen aber davon aus, dass das tatsächliche Ausmaß noch nicht bekannt ist. Bei drei Menschen wurden nach Kontakt zu Kühen H5N1-Infektionen festgestellt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: