Verwirrung um Teststrategien auf SARS-CoV-2

Berlin – Um die Teststrategien in den Bundesländern gibt es weiter Verwirrung. Berlin konkretisierte heute die Strategie, an der Situation in Niedersachsen gab es erhebliche Kritik.
Ein regelmäßiges und damit nicht zielgerichtetes Testen aller Berliner sei aktuell nicht der Weg, sagte die Koordinatorin der Berliner Teststrategie der Charité, Valerie Kirchberger, im Interview mit dem Inforadio des RBB. Neben den fundamental wichtigen Tests für alle Menschen mit Symptomen sollten weiterhin allein ausgewählte Bevölkerungsgruppen ohne konkreten Anlass zusätzlich getestet werden.
Dazu gehören laut Kirchberger unter anderem das Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie Bildungseinrichtungen und Kitas. Die Charité hat das Konzept für diese Zusatztests gemeinsam mit anderen Gesundheitsexperten entwickelt. Ziel sei es, Gruppen im Blick zu behalten, die eine höhere Wahrscheinlichkeit für Ansteckungen haben, erläuterte die Koordinatorin. Dadurch sollten Infektionsherde früh erkannt werden.
Für Verwirrung hatte zuletzt Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einem ntv-Interview gesorgt. Er stellte – mittelfristig – kostenfreie Tests für alle Berliner nach bayerischem Vorbild in Aussicht, verwies aber gleichzeitig auf das schrittweise Vorgehen des Senats. Zunächst würden die begonnenen Tests für Beschäftigte an Kitas und Schulen in den Sommermonaten ausgeweitet.
Auch Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) machte deutlich, dass sie vorerst keine kostenfreien Tests für alle in der Hauptstadt sehe. „Wir wollen in Berlin mehr testen“, sagte sie. „Aber wir wollen schon auch gezielter testen.“ Grundsätzlich gilt in Berlin weiter: Wer sich ohne Symptome testen lassen möchte und bisher nicht zu den zusätzlichen Stichprobengruppen gehört, müsse den Test selbst bezahlen.
In Niedersachsen hagelt es Kritik vom Marburger Bund (MB). Die Ärztegewerkschaft forderte einheitliche Coronatests für neu aufgenommene Patienten in niedersächsischen Krankenhäusern. Bisher sei die Praxis von Haus zu Haus unterschiedlich, bemängelte heute der MB-Landesvorsitzende Hans Martin Wollenberg.
„Während einige Kliniken Abstriche bei allen Neuaufnahmen durchführen, testen andere nur bestimmte Patientengruppen – und auch hier wird wiederum nach unterschiedlichen Kriterien entschieden“, sagte er. So entstehe ein Flickenteppich, mit dem niemandem geholfen sei. Folgen seien Verwirrung und Verunsicherung bei Patienten sowie Beschäftigten.
Das Land Niedersachsen müsse eine einheitliche Teststrategie entwickeln und den Kliniken mit eindeutigen Handreichungen und Risikoklassifizierungen Klarheit verschaffen, fordert der Marburger Bund. Er sprach sich dabei für eine großzügige Linie aus.
„Es sind weiterhin nicht alle Testkapazitäten in Niedersachsen ausgenutzt“, sagte Wollenberg. Deshalb sollten möglichst viele neu aufgenommene Patienten und auch das Personal getestet werden.
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