Vermischtes

Vorläufige RKI-Schätzung: 1.900 HIV-Neuinfektionen in Deutschland

  • Donnerstag, 23. November 2023
HI-Viren im Blut /dpa
/dpa

Berlin – Schätzungsweise 1.900 Menschen in Deutschland haben sich vorläufigen Ergebnissen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge vergangenes Jahr mit HIV infiziert. Weil noch Daten fehlten, sei der Stand noch nicht end­gültig, teilte das RKI heute mit. Für das Jahr 2021 schätzen die Experten die Zahl der HIV-Neuinfektionen auf 1.800.

Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), sank die Zahl der Neuinfektionen laut RKI seit 2007 zunächst deutlich. In den vergangenen drei Jahren blieb sie demnach relativ stabil und liegt derzeit bei etwa 1.000.

Kein Rückgang sei bei der Zahl der HIV-Neuinfektionen bei Heterosexuellen und bei Menschen, die intravenös Drogen konsumieren zu erkennen, heißt es im Bericht. Im Gegenteil: Die Zahlen stiegen in beiden Gruppen sogar leicht an.

Das liegt den Angaben zufolge unter anderem daran, dass Heterosexuelle, die mit HIV leben oder ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, sich weniger in Großstädten konzentrieren als MSM. Außerhalb der großen Städte sei das Testangebot aber schlechter.

Den Anstieg bei Drogenkonsumenten erklärt das RKI folgendermaßen: Immer mehr Konsumenten nähmen Dro­gen, die nicht zur Gruppe der Opiate gehörten. Für diese Drogen gibt es laut RKI keine Substitutionstherapie.

Dadurch haben Konsumenten weniger Kontakt zu medizinischen Stellen und werden weniger auf HIV getestet. Die Folge: „HIV-Infektionen werden später entdeckt und später behandelt, dadurch entstehen mehr Möglichkei­ten für lokale Infektionscluster, die in den letzten Jahren zunehmend beobachtet werden.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe sich zum Ziel gesetzt, HIV und Aids bis 2030 zu beenden, heißt es in dem Bericht. Das zu erreichen ist der Einschätzung des RKI zufolge „schwer vorstellbar“. „Eine HIV-Elimination aus der menschlichen Population ist völlig unrealistisch, solange kein hochwirksamer Impfstoff zur Verfügung steht – und ein solcher ist nicht in Sicht.“

Stigmatisierte, kriminalisierte und marginalisierte Gruppen, die besonders häufig von HIV betroffen seien, würden oft nicht durch Test- und Behandlungsangebote erreicht. Zum Teil gebe es schlichtweg keine Angebote. In Deutschland seien irreguläre Migranten und Menschen ohne Krankenversicherung davon betroffen.

Im internationalen Vergleich allerdings stehe Deutschland noch gut dar. In anderen Ländern steigt die Zahl der Neuinfektionen laut RKI – in Osteuropa sogar stark, vor allem in Russland. In Teilen Osteuropas entwickle sich eine Epidemie mit heterosexuellen Kontakten. Schuld daran ist aus der Sicht des RKI das Fehlen einer effek­tiven Präventionsarbeit unter Drogenkonsumenten.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung