Was Ärzte in Niedersachsen von der neuen Landesregierung erwarten

Hannover – Am 9. Oktober wird in Niedersachsen ein neuer Landtag gewählt. Die Ärztekammer (ÄKN) und die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) des Landes haben ihre wesentlichen Anliegen an die Gesundheitspolitik der neuen Landesregierung formuliert. Sie sind in einer digitalen Sonderausgabe des Niedersächsischen Ärzteblatts erschienen.
„Beherrschende Themen angesichts des maximal ausgelasteten und nicht nur durch die Coronapandemie belasteten Gesundheitssystems sind für uns der bereits bestehende und sich in den nächsten Jahren extrem verstärkende Ärztemangel in Praxis, Klinik und Öffentlichem Gesundheitsdienst sowie die anstehende notwendige Umstrukturierung der Krankenhausversorgung“, schreiben die Vorstände von Kammer und KV im Vorwort der Sonderausgabe.
Die medizinischen Ressourcen und personellen Kapazitäten müssten künftig daher besonders effizient verteilt werden. Die Kammerversammlung der ÄKN hat die Forderungen der Ärzteschaft in zehn Thesen zusammengefasst.
Dabei geht es zunächst um die Notfallversorgung: „Unabhängig vom Wohnort muss für alle Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen gewährleistet sein, dass sie in Notfallsituationen eine schnelle, professionelle und medizinisch hochwertige Versorgung erhalten“, so die Forderung.
Besonders wichtig sei außerdem, Ressourcen für die ärztliche Weiterbildung bereitzustellen: „Die ÄKN fordert, dass die ärztliche Weiterbildung bei einer neuen Systematik der Krankenhausplanung mitgedacht wird.“ Patienten sollten zudem nicht mehr in starren Sektorgrenzen betreut werden – es gelte, die Versorgungsstrukturen insgesamt flexibler zu gestalten.
„Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu steigern, gilt es, flexible Arbeitszeitmodelle zu gestalten. Zudem darf nicht die Ökonomie die Versorgungsstrukturen bestimmen, sondern individuelle medizinische Behandlungsmöglichkeiten und regionale Bedarfe“, lautet ein Wunsch der Kammerversammlung.
Wichtig sei außerdem, die Finanzierung der Versorgung dauerhaft zu sichern, Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen und gewalttätigen Übergriffen gegenüber Ärzten und anderen Gesundheitsberufen vorzubeugen.
Die Kammer fordert außerdem mehr Medizinstudienplätze. „Besonders von Unterversorgung bedrohte Fachrichtungen sollten stärker in den Fokus der medizinischen Ausbildung genommen werden“, so die Kammerversammlung.
Das Gesundheitswesen müsse sich zudem stärker auf vielschichtige Krisenszenarien vorbereiten, zum Beispiel solchen, die aus dem Klimawandel resultierten. In diesem Zusammenhang macht sich die Kammer dafür stark, dass sich das Land unter anderem für klimaneutrale Neu- und Umbauten insbesondere im Gesundheitswesen einsetzt.
Dezidiert setzt sich die Kammerversammlung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) ein: „Die ÄKN fordert, dass endlich die Gehaltsbenachteiligung von Ärztinnen und Ärzten im ÖGD beendet wird und das Gehalt an das ärztliche Vergütungsniveau in Krankenhäusern kommunaler Trägerschaften angeglichen wird“, so ein Anliegen. Das Land müsse zudem die Stärkung des ÖGD über den sogenannten „Pakt für den ÖGD“ hinaus gewährleisten.
Last but not least wendet sich die Kammer gegen Bürokratie im Gesundheitswesen: „Die ÄKN fordert, dass sich das Land Niedersachsen dafür einsetzt, den Dokumentationsaufwand zu reduzieren und Qualitätssicherungsmaßnahmen in allen Bereichen des Gesundheitswesens abzuschaffen, wenn diese keinen medizinischen patientenorientierten Nutzen erzeugen“, so die Delegierten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: