Ärzteschaft

Weiter Protest gegen Grippeimpfungen in Apotheken

  • Dienstag, 18. Oktober 2022
/picture alliance, Flashpic, Jens Krick
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Hannover – Ärzteverbände in Niedersachsen haben sich zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung des Bundeslandes (KVN) vehement gegen Grippeschutzimpfungen in Apotheken ausgesprochen. Die Proteste der vergangenen Wochen ebben nicht ab.

„Die Durchfüh­rung von Impfungen ist eine ganz zentrale ärztliche Leistung. Wir brauchen keine zusätzlichen Impfkapazitä­ten in Apotheken“, sagte heute der stellvertretende KV-Vorstandsvorsitzende Jörg Berling.

In der vergangenen Grippesaison haben die niedergelassenen Ärzte in Niedersachsen laut KV rund 1,5 Millio­nen Grippeimpfun­gen durchgeführt. Seit Beginn der Coronaimpfkampagne hätten die niedergelassenen Ärzte in Niedersachsen zudem allein fast 9,7 Millionen Impfungen gegen COVID-19 in vorgenommen.

„Das Impfen in Apotheken ist die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat“, kritisierte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Niedersachsen, Matthias Berndt. Er warnte, die Zersplitterung von Verantwortung werde zu einer schlechteren Versorgung der Menschen in Niedersachsen führen.

„Es geht immer auch um Indikation und Kontraindikation und somit um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten“, betonte Christian Albring, Vorsitzender des Berufsverbandes der Gynäkologen (BVF) in Niedersach­sen.

Thomas Schmidt, Vorsitzende des Berufsverbandes der Internisten (BDI) in Niedersachsen, wies zudem darauf hin, dass die Grippeimpfung die Impfanamnese, die Aufklärung zur Impfung, den Ausschluss von akuten Er­krankungen und Kontraindikationen sowie bei bestehenden Erkran­kungen die Bewertung umfasse, ob eine Impfung durchgeführt werden könne. „All dies setzt eine entsprechende ärztliche Aus- und Weiterbildung voraus, über die Apothekerinnen und Apotheker nicht verfügen“, so Schmidt.

„Weder medizinische noch sachliche Gründe“ für die Impfungen in Apotheken sieht auch Henning Geldmacher, Vorsitzender des Berufsverbandes der Pneumologen in Niedersachsen. „In Deutschland gibt es seit Jahrzehn­ten eine klare Arbeitsteilung zwischen Arztpraxen und Apotheken, und das sollte auch so bleiben“, betonte der Vorsitzende des niedersächsischen Berufsverbandes der Nephrologen (DN), Wanja Bernhardt. Vor allem um die Impfsicherheit für die Bürger zu gewährleisten.

Hintergrund ist eine neue Vereinbarung von Krankenkassen und Apothekerverbänden. Danach sollen Apothe­ker für Grippeschutzimpfungen insgesamt elf Euro erhalten – 7,60 Euro für die Durchführung und Dokumen­tation der Impfung plus 2,40 Euro für Nebenleistungen wie Verbrauchsmaterial und einen weiteren Euro für die Beschaffung der Impfdosis.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte die geplante Vergütung für Grippeschutzimpfungen in Apotheken ebenfalls scharf kritisiert. „Es ist erstaunlich, wofür der GKV-Spitzenverband bereit ist, sehr viel Geld aus­zugeben, das eigentlich woanders hingehört“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen.

hil

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