Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel können zu Einsparungen beitragen

Berlin – Die geplanten Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel können nicht nur Kindern und Jugendlichen einen gesundheitlichen Vorteil verschaffen, sondern auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen erbringen. Dies hat eine Studie der DIW Econ im Auftrag der Verbraucherorganisation Foodwatch ergeben.
Die Ergebnisse stehen nun den Befürchtungen der Lebensmittel- und Werbeindustrie vor massiven Einnahmeverlusten gegenüber. Mit dem Gesetz könnten der Studie zufolge erhebliche Gesundheitskosten eingespart werden. Adipositas führe in Deutschland zu Folgekosten in Höhe von 17 Milliarden Euro jährlich, hinzu kämen indirekte Gesundheitskosten wie Produktivitätsverluste am Arbeitsplatz in Höhe von 33 Milliarden Euro.
Laut Studienergebnissen nimmt der Anteil an Kindern mit starkem Übergewicht stetig zu, wodurch in den kommenden Jahren weitere Gesundheitskosten zu erwarten seien. Die entstehenden Gesundheitskosten durch eine ungesunde Ernährung wären durch ein entsprechendes Gesetz vermeidbar und könnten die vermeintlichen Kosten auf dem Werbemarkt mehr als aufwiegen, heißt es im Fazit der Studie.
Anhand der Erfahrungen anderer Länder, in denen Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel bereits umgesetzt werden, wird der DIW-Studie zufolge deutlich, dass die Werbebeschränkungen nicht zu einem Rückgang der Werbeausgaben führen, sondern eine Verlagerung zu ausgewogeneren Produkten bedeuten. Unternehmen in Chile oder Südkorea passten etwa ihre Werbestrategien entsprechend an, gestalteten Lebensmittel gesünder oder schalteten vermehrt Markenwerbung.
„Die Bundesregierung darf sich nicht länger von den Falschaussagen der Lebensmittel- und Medienlobby in die Irre führen lassen und muss die Gesundheit der Kinder über die Profitinteressen der Konzerne stellen“, sagte Luise Molling, Expertin für Übergewichtsprävention und Kindermarketing im Lebensmittelbereich bei foodwatch. „Die Industrie betreibt Panikmache, wenn sie vor einem massiven Einbruch der Werbeetats und einem Untergang der Medienlandschaft warnt“.
Foodwatch wünscht sich von der Bundesregierung, dass der interne Streit über die Werbebeschränkungen beigelegt wird und das Gesetz zeitnah umgesetzt wird. Weitere Gesundheits- und Verbraucherverbände hatten bereits vor dem Scheitern des Gesetzes gewarnt. Der Gesundheitsschutz von Kindern dürfe nicht den Interessen der Lebensmittel- und Werbewirtschaft untergeordnet werden, effektive Regelungen seien überfällig, so die Verbände.
„Das von der Werbe- und Lebensmittelindustrie immer wieder bemühte Argument, dass Werbeeinnahmen einbrechen und die Medienvielfalt in Deutschland in Gefahr sei, ist damit endgültig vom Tisch“, äußerte sich Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), zur Veröffentlichung der Studie.
„Stattdessen weisen die nun vorliegenden Ergebnisse auf erhebliche gesundheitliche und volkswirtschaftliche Vorteile durch eine gesündere Ernährung hin, die durch die Reduzierung der Werbung für ungesunde Lebensmittel und auch ein Anpassen der Rezepturen erreicht werden kann“, sagte Bitzer.
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