Wissenschaftler fordern Veröffentlichung sämtlicher Studienberichte zu COVID-19-Arzneimitteln

Köln – Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und der Cochrane Collaboration haben die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) aufgefordert, sämtliche klinischen Studienberichte (Clinical Study Reports, CRS) zu allen COVID-19-Arzneimitteln und -Impfstoffen zu veröffentlichen, sobald diese zugelassen sind.
Um diese Präparate weiter bewerten zu können und die Entwicklung weiterer Wirkstoffe zu beschleunigen, sei die schnelle und vollständige öffentliche Verfügbarkeit der den Regulierungsbehörden vorgelegten Informationen von größter Bedeutung, heißt es in einem Brief an EMA-Direktor Guido Rasi.
Die Datentransparenz der EMA sei in den vergangenen Jahren vorbildlich gewesen. Genau das sei auch jetzt gefordert, erklärten die Unterzeichner. Zumal die Regulierungsbehörden angesichts der Schwere der Pandemie alles daran setzten, den Zulassungsprozess zu beschleunigen.
So habe die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA am 1. Mai Remdesivir im Rahmen einer Notfallgenehmigung zugelassen (emergency use authorization). Auch die EMA habe ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für das Virostatikum gestartet.
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Die Leitlinien der EMA sehen dem IQWiG zufolge vor, CSR zu einem neuen Medikament innerhalb von 60 Tagen nach der Zulassung zu veröffentlichen. Die Studienberichte enthalten eine vollumfängliche Darstellung der Planung, Durchführung und der Ergebnisse der Studien.
Allerdings habe die EMA die Veröffentlichung von CSR seit Dezember 2018 eingestellt. Der Behörde fehlten aufgrund ihres Umzugs von London nach Amsterdam im Rahmen des Brexits dafür die Ressourcen. Die EMA müsse die Veröffentlichungen jetzt dringend wieder aufnehmen, forderte das IQWiG.
Zunächst müssten die Studienberichte für COVID-19-Medikamente und -Impfstoffe publiziert werden, „und zwar nicht erst 60 Tage nach der Zulassung, sondern mit dem Tag der Zulassung“, so das IQWiG. Die Informationen aus den CSR könnten allen Forschergruppen helfen, die an COVID-19-Medikamenten und -Impfstoffen arbeiteten und so möglicherweise die Entwicklung weiterer Interventionen beschleunigen.
„Volle Transparenz der Methoden und Ergebnisse klinischer Studien zu COVID-19 maximiert unser Wissen und trägt so zur Beschleunigung der Arzneimittelentwicklung bei“, erklärte Beate Wieseler, Leiterin des IQWiG-Ressorts Arzneimittelbewertung und Mitunterzeichnerin des offenen Briefes. Akademische Wissenschaftler hätten die sofortige Veröffentlichung in der Coronakrise zur Norm gemacht. Dem sollten die Zulassungsbehörden folgen.
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