Vermischtes

Zuckergehalt in Softdrinks nur leicht gesunken

  • Dienstag, 21. Februar 2023
/dpa, Monika Skolimowska
/dpa | Monika Skolimowska

Berlin – Der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland ist nach einer Untersuchung in den Jahren 2015 bis 2021 lediglich um etwa zwei Prozent gesunken.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krank­heiten (DANK) forderte heute daher „effektive Maßnahmen“ der Regierung, damit der Zuckergehalt in Soft­drinks deutlich zurückgeht. „Appelle an die Industrie reichen nicht aus“, sagte DANK-Sprecherin Barbara Bitzer.

Die damalige Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte 2018 die Nationale Reduktionsstrategie für Fertiglebensmittel ins Leben gerufen. Die Getränkeindustrie verpflichtete sich freiwillig, den absatz­ge­wich­teten Zuckergehalt von Softdrinks von 2015 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren.

Die Untersuchung von DANK, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität Mün­chen zeige, dass die Industrie bislang deutlich hinter diesem Ziel zurückbleibe, wie die Allianz heute mit­teilte. „Rechnerisch hätte von 2015 bis 2021 eine Reduktion um neun Prozent erfolgen müssen, um auf Kurs zu sein.“

Die Daten zeigten auch, wie es anders geht, erklärte der Hauptautor der Studie, Peter von Philipsborn. In Großbritannien sei der Zuckergehalt in Softdrinks im gleichen Zeitraum um knapp 30 Prozent gefallen, bei ähnlichen Ausgangswerten.

Großbritannien habe 2018 eine Herstellerabgabe auf Softdrinks eingeführt, um die Hersteller zu einer Zuckerreduktion zu bewegen. „Dieser Ansatz hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen.“

Der Co-Autor und politische Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Oliver Huizinga, erklärte, wenn der Trend in Deutschland sich so fortsetze wie bislang, würde das Ziel „15 Prozent weniger Zucker“ erst in Jahrzehnten erreicht. „So viel Zeit haben wir nicht.“ Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) sei gut beraten, die Strategie seiner Vorgängerin nicht fortzuführen.

Ähnlich äußerte sich der AOK-Bundesverband. Die schon im Vorfeld geäußerte Befürchtung, dass eine frei­willi­ge Selbstverpflichtung der Industrie nicht ausreiche, sei „nun erneut bestätigt worden“, erklärte dessen Vorsitzende Carola Reimann.

Nötig sei ein „Kurswechsel der Politik“, sonst würden die Ziele bis 2025 nicht erreicht. Eine „wirksame und verpflichtende Zuckerreduktion bei den Softdrinks“ wäre wichtig im Kampf gegen Übergewicht und Adiposi­tas.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch bescheinigte dem Prinzip Freiwilligkeit ebenfalls ein Versagen. Wer die Lebensmittelindustrie „weiter nur höflich darum bittet, weniger Zucker in die Getränke zu tun“, mache sich mitverantwortlich für die Ausbreitung von starkem Übergewicht und damit verbundenen Erkrankungen wie Diabetes. Nötig sei eine Limosteuer nach britischem Vorbild.

afp

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