Zunehmende Kritik am Verzicht auf Maskenpflicht an Schulen

Düsseldorf/Berlin – Politiker, Lehrkräfte, Mediziner und Schüler warnen vor einer Aufhebung der Maskenpflicht in nordrhein-westfälischen Schulen.
„NRW sollte die Maskenpflicht an Schulen angesichts der steigenden Inzidenzen beibehalten. Masken sind für die vierte Welle von großer Bedeutung, auch in den Schulen“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der Rheinischen Post. „Japan zeigt mit konsequenter Maskenpflicht, dass die vierte Welle auch ohne Lockdown bekämpft werden kann. Schulschließungen müssen in diesem Winter unbedingt vermieden werden.“
Weiter betonte Lauterbach: „Wenn man auf Masken in der Schule verzichten will, muss dreimal pro Woche vor dem Unterricht getestet werden, sonst droht Schulausfall wegen zu hoher Fallzahlen.“ Denn die Inzidenzen würden in allen Altersgruppen steigen. „Masken sind die bessere Lösung. Schulschließungen sind für die Kinder und Jugendlichen ein Problem, nicht aber die Masken.“
Der Maskenverzicht zum jetzigen Zeitpunkt sei „einfach zu früh“, sagte die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Sabine Mistler, der Zeitung: „Wir sollten kein unnötiges Risiko eingehen, denn Präsenzunterricht ist weiterhin wichtig und notwendig – und die Infektionszahlen steigen, auch unter Schülerinnen und Schülern.“
Auch Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, mahnte die Landesregierung eindringlich, an der Maskenpflicht festzuhalten: „Wohl wissend, dass Kinder und Jugendliche grundsätzlich ein geringeres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf aufweisen, erscheint der aktuelle Zeitpunkt für ein Beenden der Schutzmaßnahmen in Schulen denkbar ungünstig, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuell deutlich steigenden Inzidenzen und der damit verbundenen Dynamik des Infektionsgeschehens in den Regionen.“
Auch die Betroffenen sind skeptisch: „Wir sehen den Schritt kritisch, weil wir steigende Inzidenzzahlen haben und die jüngeren Schüler noch ungeimpft sind“, sagte Johanna Börgermann, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung, der Rheinischen Post. Viele Zwölf- bis 17-Jährige hätten sich noch gar nicht impfen lassen können: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet in der Gruppe, in der die Inzidenz besonders hoch ist, nun die Masken fallen sollen.“
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatten vor den Herbstferien angekündigt, noch diese Woche eine Entscheidung zu treffen. Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg hatten die Maskenpflicht vor den Herbstferien aufgehoben; die Inzidenzen unter Schülern stiegen zuletzt stark.
Im NRW-Schulministerium hieß es, spätestens übermorgen würden die Schulen informiert, wie es weitergehen soll, „im Rahmen einer Gesamtbetrachtung der Infektionslage“, wie auch das NRW-Gesundheitsministerium betonte.
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