Ärzteschaft

Wenige Hessen kennen Bereitschaftsdienst­nummer

  • Dienstag, 11. April 2017

Eschborn – Die bundesweite Nummer des ärztlichen Notdienstes 116117 ist großen Tei­len der hessischen Bevölkerung unbekannt. Dies ergab eine landesweite Umfrage der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG), die heute veröffentlicht wurde. Befragt wur­den 4.452 Patienten, von denen nur gut sechs Prozent die Nummer korrekt mit 116117 benennen konnten.

Grund für die Umfrage war der deutliche Anstieg von Patienten in Notaufnahmen in den vergangenen Jahren. Von 2013 bis 2015 hatte sich die Zahl der ambulanten Fälle um 8,5 Prozent erhöht. Drei von vier Befragten, die außerhalb der Sprechstundenzeiten in die Notaufnahme kamen, erklärten, sie hatten zuvor weder den Ärztlichen Bereitschafts­dienst (ÄBD) angerufen noch eine ÄBD-Praxis aufgesucht.

„Dies zeigt deutlich, dass der ärztliche Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung der Bevölkerung nicht sonderlich bekannt zu sein scheint oder das Vertrauen in die Kranken­häuser höher ist“, sagte Rainer Greunke, Geschäftsführender Direktor der HKG. Weil die Bürger sich rasche und umfassende medizinische Hilfe wünschten, nehmen sie die Kom­pe­tenz der Notaufnahmen in Anspruch.

KBV will Werbung ausweiten

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wies darauf hin, dass mehr als 6,2 Millio­nen Bürger jährlich die Bereitschaftsdienstnummer 116117 wählen. „Gänzlich unbekannt ist die Nummer also nicht, aber sie muss noch bekannter werden“, sagte Roland Stahl, Sprecher der KBV. Das soll unter anderem durch bundesweite intensive Werbung im Rahmen der Kampagne „Wir arbeiten für Ihr Leben gern!“ erreicht werden. Geplant ist, es darüber hinaus Plakate zu schalten, die auf die bundesweite Bereitschaftsdienst­num­mer hinwei­sen und einen Radiospot einzusetzen.

Die KBV kündigte zugleich an, die Informationen auf der Themenseite im Internet auszu­bauen. „In die Online-Arztsuche der KBV werden schon bald die ärztlichen Bereitschafts­dienst­praxen aufgenommen werden“, erklärte Stahl. Mittel- und langfristig gesehen wolle man es den Patienten so leicht wie möglich machen, dass sie den für sie richtigen Be­hand­lungspfad finden und einschlagen können. Dazu hat die Vertreterversammlung der KBV Ideen entwickelt, die in den nächsten Wochen verfeinert werden.“

Gegen den Ansturm auf Notfallaufnahmen fordert die HKG mehr Austausch zwi­schen den Schnittstellen. „Wir brauchen eine massiv verstärkte Kooperation zwischen Praxen, Krankenhäusern und Rettungsdienst“, sagte Greunke. Er könne sich zum Bei­spiel vor­stellen, künftig hausärztlich geführte Praxen in Krankenhäusern einzuführen – und die­sen die erste Entscheidung über die weitere Behandlung eines Patienten anzu­vertrauen.

Die HKG liegt derzeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in einem Streit um die Abrechnung von Notfallpatienten. „In diesem Thema sind wir angespannt“, sagte Greun­ke. Erst im April traten neue, bundesweit geltende, Regelungen zur Gebührenordnung in Kraft. Vergangene Woche hatten sich die Parteien mit Vertretern des Sozialministeriums getroffen. Dabei wurde unter anderem beschlossen, dass die KV eine Clearing-Stelle für unklare Abrechnungsfälle einrichten wird. Weitere Gespräche zwischen KV und HKG sind geplant, das nächste soll im Juni stattfinden.

dpa/may

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