Ärzte ohne Grenzen protestiert gegen geplante Rückführung von Migranten in Mexiko

Nueva Laredo – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen protestiert scharf gegen die Entscheidung der US-amerikanischen und mexikanischen Regierungen, Asylsuchende in die von schwerer Gewalt geprägte Grenzstadt Nueva Laredo zu zwingen.
Die Regierungen hätten gestern beschlossen, ihre „Bleibt in Mexiko“-Politik – offiziell „Migrant Protection Protocols“ genannt – auf die Stadt im von kriminellen Gruppen kontrollierten mexikanischen Staat Tamaulipas auszuweiten. „Asylsuchende sind dort der Gefahr von Raubüberfällen, Angriffen, Ausbeutung, Entführungen und Morden ausgesetzt“, hieß es von Ärzte ohne Grenzen heute dazu.
Maria Hernandez von Ärzte ohne Grenzen in Mexiko bezeichnete es als eine „inakzeptable Politik“, Asylsuchende nach Mexiko zurückzuschicken und zu zwingen, in Nueva Laredo zu bleiben. „Diese Politik zwingt ohnehin gefährdete Menschen in ein Gebiet, das von kriminellen Gruppen kontrolliert wird, die Migranten als Einkommensquelle ansehen.“
Ärzte ohne Grenzen leistet medizinische und psychologische Hilfe sowie soziale Unterstützung für Migranten und Flüchtlinge in mehreren Unterkünften in den Grenzstädten Nueva Laredo, Reynosa und Matamoros.
Laut der Patientendaten aus Nueva Laredo von Januar bis Mai 2019 wurden fast die Hälfte der 378 von Ärzte ohne Grenzen behandelten Patienten mindestens einmal zum Opfer von Gewalt in der Stadt, während sie auf die Einreise in die USA warteten. 12 Prozent der psychologisch betreuten Patienten waren entführt worden, mehr als die Hälfte davon in der Woche vor der Behandlung.
Selbst das „US State Department“ warnt Ärzte ohne Grenzen zufolge wegen der hohen Kriminalitätsrate und der Gefahr von Entführungen dringend vor Reisen in den mexikanischen Staat Tamaulipas und stuft ihn in „Kategorie 4“ ein – die höchste Warnstufe, die oft für Kriegsgebiete verwendet wird.
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