Zweites Kind aus Guatemala nach Festnahme in den USA gestorben

Washington – Nach dem Tod eines zweiten Kindes aus Guatemala in US-Gewahrsam hat der Chef der Grenzschutzbehörde die Politik zum Handeln aufgefordert. Der US-Grenzschutz sei von der großen Zahl der ankommenden Migranten „überfordert“, sagte Kevin McAleenan. Der US-Kongress müsse der Behörde mehr Geld für die Gesundheitsversorgung bereitstellen. Zuvor war ein achtjähriger Junge aus Guatemala in US-Gewahrsam gestorben – wenige Wochen nach einem siebenjährigen Mädchen aus dem lateinamerikanischen Land.
McAleenan kündigte vorgestern an, seine Behörde werde alle Kinder in Gewahrsam medizinisch untersuchen lassen. Gestern griff er im Sender CBS News die Politiker an: Die Grenzschutzbehörde sei für die Tausenden ankommenden Migranten nicht ausgerüstet, sagte er. Die Haftanstalten seien vor Jahrzehnten für alleinreisende Männer gebaut worden. „Wir brauchen Hilfe vom Kongress“, sagte McAleenan. „Es muss Geld im Haushalt eingeplant werden für medizinische Versorgung und psychologische Betreuung.“
Er rechne damit, dass sich bis zum Jahresende 25.000 Kinder in US-Gewahrsam befänden, so viele wie nie zuvor. „Das ist ein enormer Zustrom, das ist anders als das, was wir bisher kannten“, sagte McAleenan.
Untersuchung gefordert
Nach dem Tod des Jungen forderte Guatemalas Außenministerium eine „transparente und ernsthafte Untersuchung“ des Falls. Von den US-Behörden seien medizinische Berichte angefordert worden, um die Todesursache aufzuklären. Demokratische US-Politiker kritisierten die Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump. Senator Martin Heinrich aus New Mexico schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Nachricht vom Tod des Achtjährigen breche ihm das Herz, mache ihn aber auch wütend.
Der Abgeordnete Marc Veasey sprach auf Twitter von einer „niederschmetternden“ Nachricht an Weihnachten. Wieder sei ein Kind unter Aufsicht der Behörden gestorben. Die Abgeordnete Nydia Velazquez forderte eine umfassende Aufklärung des Todesfalles. Die New Yorkerin verlangte zudem „ein Ende der hasserfüllten, gefährlichen und einwandererfeindlichen Politik“ der US-Regierung.
In den USA werden Tausende Kinder festgehalten, die mit ihren Eltern vor der Gewalt und Armut in ihren Heimatländern geflohen sind. Der verschärfte Kampf gegen illegale Einwanderung aus Lateinamerika ist einer der Schwerpunkte der Politik Trumps. Die Praxis des US-Grenzschutzes, Kinder von an der Grenze aufgegriffenen Einwanderern von ihren Eltern zu trennen, hatte im Juni Empörung ausgelöst. Trump ließ dieses Vorgehen später beenden.
An seiner Forderung, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, hält Trump vehement fest. Der Streit mit den oppositionellen Demokraten um die Finanzierung der Mauer hat zu einer Haushaltssperre geführt, die derzeit Teile des Regierungsapparats lahmlegt.
Die US-Regierung kündigte gestern umfassende „Schutzmaßnahmen“ an. Experten der US-Gesundheitsbehörden sollten sich mit dem Anstieg der Zahl „kranker Kinder, die unsere Grenze überqueren“ befassen, erklärte US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen. Sie sollten prüfen, wie sich Krankenhäuser in der Grenzregion zu Mexiko auf die neue Situation einstellen könnten. Die medizinische Abteilung der US-Küstenwache sei angewiesen worden, Empfehlungen für medizinische Programme abzugeben, erklärte Nielsen weiter.
Vom Verteidigungsministerium seien zusätzliche medizinische Fachkräfte angefordert worden. Nielsen will im Laufe der Woche an die Grenze zu Mexiko reisen, um sich ein Bild von der medizinischen Versorgung in Posten des US-Grenzschutzes zu machen, wie sie ankündigte.
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