AOK-Fehlzeiten-Report: Krankenstand stieg 2015 leicht an

Berlin – Der Krankenstand in Deutschland ist im Jahr 2015 mit 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,1 Prozentpunkte angestiegen. Damit waren die Beschäftigten im Durchschnitt 19,5 Tage krankgeschrieben. Das geht aus dem Fehlzeiten-Report 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, für den die Daten der knapp 12 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmer ausgewertet wurden. Grund für den leichten Anstieg sind insbesondere Atemwegserkrankungen.
Am höchsten lag der Krankenstand dabei im Saarland (6,4 Prozent) und in Rheinland-Pfalz sowie in Westfalen-Lippe (jeweils 5,9 Prozent). Am niedrigsten lag er in Bayern (4,7 Prozent) und Baden-Württemberg (5,1 Prozent). Mindestens einmal im Jahr wurde für 55 Prozent der AOK-Mitglieder eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt.
Ursache für Krankschreibungen waren vor allem Muskel- und Skeletterkrankungen (21,8 Prozent), gefolgt von Atemwegserkrankungen (13 Prozent), Verletzungen (10,8 Prozent), psychischen Erkrankungen (10,5 Prozent) und Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems (6,1 Prozent).
Wer die Unternehmenskultur im Betrieb als gut bewertet, ist häufiger gesund
Schwerpunkt im Fehlzeiten-Report ist in diesem Jahr der Zusammenhang zwischen der Unternehmenskultur und der Gesundheit der Arbeitnehmer. Eine WIdO-Umfrage unter 2.000 Beschäftigten hat ergeben, dass jeder Vierte, der die Unternehmenskultur bei seinem Arbeitgeber als schlecht bewertet, auch mit der eigenen Gesundheit unzufrieden ist. Bei den Befragten, die ihr Unternehmen positiv bewerten, war es nur jeder Zehnte.
Den Beschäftigten ist dabei vor allem die Loyalität des Arbeitgebers (78 Prozent machten diese Angabe) und der Aspekt des Lobens (69 Prozent) im Arbeitsalltag wichtig. In ihrem Alltag erleben die Loyalität des Arbeitgebers hingegen nur 55 Prozent der Befragten. Und nur etwa die Hälfte der Beschäftigten wird von ihren Vorgesetzten für gute Arbeit gelobt.
Emotionale Bindung ist wichtiger als Stressvermeidung
„Wenn es um die Gesundheit der Mitarbeiter geht, ist Stress nicht der entscheidende Punkt“, erklärte Bernhard Badura von der Universität Bielefeld. „Entscheidend für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters ist seine emotionale Bindung an das Unternehmen. Wenn Sie eine solche besitzen, dann sind Sie enthusiastisch, dann machen Sie auch Überstunden.“
Kopfarbeiter seien dabei von sich aus stark intrinsisch motiviert. Sie würden ihr volles Potenzial nur entwickeln, wenn sie in einer Vertrauenskultur leben, wenn sie über Werte geführt würden und nicht über Anordnungen und Kontrolle. Insofern seien auch Zielvereinbarungen eher Ausdruck einer schlechten Unternehmenskultur. Der Schwenk von der klassischen Führungskultur zu einer Führungskultur, die auf Vertrauen setzt, sei in den Unternehmen jedoch oft noch nicht angekommen.
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