Ausland

Dekret für Seenotretter: Hilfsorganisationen befürchten mehr Tote

  • Donnerstag, 5. Januar 2023
/dpa
/dpa

Berlin – 20 Hilfsorganisationen, darunter Ärzte ohne Grenzen und der deutsche Verein Sea-Watch, befürchten nach dem Erlass eines neuen Dekrets der italienischen Regierung mehr Tote im Mittelmeer.

Nach den neuen Regeln sollten zivile Rettungsschiffe nach jeder Rettung den zugewiesenen Hafen sofort an­laufen und andere offene Seenotfälle ignorieren, erklärten die Organisationen heute. Dies widerspreche je­doch der Pflicht zur Rettung nach internationalem Seerecht und brächte im Ernstfall mehr Tote mit sich.

Ebenso müssten laut dem Dekret Asylverfahren bereits an Bord der Rettungsschiffe eingeleitet werden, hieß es weiter. Die neuen Regelungen erschwerten somit die Arbeit der Seenotretter. Bei Verstößen gegen die neu­en Regelungen droht Rom den Kapitänen der zivilen Schiffe mit hohen Geldstrafen bis zu 50.000 Euro. Au­ßer­dem könnten die Schiffe von den Behörden beschlagnahmt und festgesetzt werden. Nach Ansicht der Hilfs­or­ganisationen verstößt das Dekret gegen internationales Seerecht, Menschenrechte und europäisches Recht.

Die Einsätze der zivilen Schiffe sind rechten Politikern in Rom schon seit Langem ein Dorn im Auge. Im No­vem­ber vergangenen Jahres hatte die Regierung versucht, zwei Schiffen zu verbieten, die geretteten Men­schen an Land zu bringen. Zuletzt wiesen die Behörden Schiffen nur sehr weit entfernte Häfen zu, um sie – nach Ansicht der Helfer – zu schikanieren.

Die italienische Regierung begründet ihr Vorgehen gegen die Organisationen damit, dass diese die illegale Migration begünstigen und Schleppern im Mittelmeer helfen würden. Die NGOs weisen das zurück.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung